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DIE SKEPTIKER - Kein Weg zu weit

DIE SKEPTIKER - Kein Weg zu weit
DIE SKEPTIKER - Kein Weg zu weit

DIE SKEPTIKER

Kein Weg zu weit LP/CD
Destiny/Broken Silence
Eugen und auch die anderen musikalischen SKEPTIKER werden im zunehmenden Alter bissiger und offensiver. Keine Spur von altersmüde oder gefangen in einem Inselleben. Im Gegenteil.

Thematisch knüpfen Eugens Texte sehr wohl an die Bedrohungsszenarien der 80er Jahre an, wo die atomare Bedrohung und das Wettrüsten Ausdruck einer Hilflosigkeit war und ein Systemkonflikt heraufbeschwörte. Kampf um Sieg und Niederlage, Stellvertreterkonflikte in der sogenannten Dritten Welt, Visionen vom Schlachtfeld Europa. Eugen thematisiert ebendiese Bedrohungsszenarien, erinnert an deutsche Kolonialkriege, Klientelinteressen und ökonomische Belange, die auch heute Grund sind für das Elend vieler Menschen und Flucht. "Deutsche Waffen, deutsches Geld, morden mit in aller Welt!" gilt auch heute noch. "Und die Kriege enden nie überall auf dieser Welt!" betont Eugen im Titelsong und da sind wir jetzt also leider mit dran und mittendrin – mitgehangen, mitgefangen – im irrsinnigen globalen Schleuder-Crash-Gang des Turbokapitalismus ("Geld kennt keine Moral"), im Verein mit totalitären Diktatoren und mittelöstlichen Potentaten, deren Basari-Mentalität mit Säbeltanz-Performance von allen guten Geistern, Gott und Allah verlassen ist. Eugen singt gewohnt theatralisch, ausdrucksstark wie ein Barde und mit virbrierender Stimme, zeigt sich beinahe prophetisch und betont diese eigendynamische destruktive Kampagne von Zerfall, Zerstörung und menschlichem Niedergang. Wir leiden, sind fassungslos und haben keine Hoffnung. Eugen greift auch den 1. Weltkrieg auf ("Gas 14/18", "1918"), Grabenkämpfe, die auch im übertragenen Sinn darin erinnern, was uns übrig bleibt: unsere Integrität, unsere ethische Haltung und ein stärkendes Motto zum humanistischen „Grundkonsens", Freiheit und Grundrechte. Was bleibt? Verbitterung, Schmerz und Psychosen. Musikalisch obliegt der Klanglandschaft ein dunkler Grundton, der engmaschig, schnell und kompakt gelautmalt wird. Erst in "Gegen die Wand" kommt der Blues in die Stadt, ein Song mit schönen Backings und sperrigen Riffs. Ansonsten geht es flott und stürmisch, wütend und verzweifelt zur Sache. Keine Happy Songs, kein Kuschelrock, sondern politisches assoziatives Punktheater mit dramatischen Formen und einem gut aufgelegten Tom Schwoll, der die richtige Betonung für das Klanggerüst findet, Barré und Moll, kleine Soli und schwere Kost bietet. "Kein Weg zu weit" ist keine leichte Kost, aber die Schonzeit ist ja auch vorbei. Also bitte auch weiterhin Zähne und Courage zeigen.