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Tierbefreiung #97

Tierbefreiung #97
Tierbefreiung #97

Tierbefreiung #97
76 DIN-A-4-Seiten; €4,00.- 
die tierbefreier e.V., Postfach 160132, 40564 Düsseldorf
http://tierbefreier.org
Die Dezemberausgabe widmet sich dem Thema nichtmenschlicher Tiere im Krieg.
Daniel Lau beschreibt in einem längeren Artikel die Einsätze nichtmenschlicher Tiere im Krieg und fokussiert den kurzen Überblick auf historische Entwicklungen in Mesopotamien (heute: Irak und Syrien), da in dieser Region (neben Ägypten) die ältesten Quellen überliefert sind. Im Kriegseinsatz wurden Esel, Pferde unter Zwang in Gespanne, als Lastentiere auf dem Schlachtfeld ausgenutzt. Hunde waren zum Einen Kriegsfolger (fraßen mit Geiern an Leichen) und im Einsatz, um zu bewachen, aufzuspüren.

Mirjam Rebhan thematisiert den staatlichen Terror gegenüber türkische Tierbefreiungsaktivist*innen in kurdischen Gebieten, die wiederum einen Aufruf starteten und darauf hinwiesen, dass nichtmenschliche Tiere unter den Bomben/Explosionen leiden, dass angeschossene Tiere nicht versorgt werden durften, dass in einigen Dörfern Esel oder Pferde erschossen wurden.
Loni Müller führte ein Interview mit Bettina Marie vom Verein "Frieden für Pfoten - Peace4paws", eine Organisation, die das Elend der Tiere in Krisengebieten lindern möchte. Sie widmet sich besonders den "Härtefällen", den kranken, schwachen, verletzten Tieren, die in ihrem Heimatland keinerlei Chance haben, zu überleben.
Bettina spricht neben dieser Aufgabe auch über die emotionale Verarbeitung. Im Wesentlichen wird hier aber nur der Verein mit seinen Aufgaben und Zielen vorgestellt ohne konkrete Fallbeispiele von Tierleid in den Flüchtlings- und Kriegsgebieten zu schildern.
Tom besuchte den Themenparcours im militärhistorischen Museum in Dresden, zu dem auch der Ausstellungsabschnitt "Tiere beim Militär" angegliedert ist. Seit der Antike spielen Tiere beim Militär eine große Rolle: als "Nutztiere", zur Unterstützung im Kampf, als Namensgeber für Waffen und als Maskottchen. Tom erklärt, dass diese Ausstellung aus tierrechtsrelevanter Perspektive wenig sinnvolle Inhalte liefert, dafür aber "Informationen zur Ausbeutung von nichtmenschlichen Tieren beim Militär aus der Perspektive des Militärs" und empfiehlt einen Besuch, "um die Logik der Tiernutzung/-ausbeutung beim Militär zu recherchieren".
Ina Berger möchte mit ihrem Artikel "Kriegsforschung an Tieren" klären, ob "auch heute noch nichtmenschliche Lebewesen dazu benutzt werden, die Kriegsforschung voranzutreiben, indem man Waffen an ihnen testet". Bei ihrer Recherche musste sie jedoch feststellen, dass das Thema tabuisiert wird. Informationen über weltweit durchgeführte Experimente sind unter Verschluss oder werden kaum öffentlich gemacht. Eine Anfrage der Partei DIE LINKE aus dem Jahr 2012 ergab, dass die Bundeswehr über einen Zeitraum von 4 Jahren Tiere unter anderem mit Pockenviren infiziert haben.
Bevor die ersten Menschen in den Weltraum geflogen sind, testeten die Sowjetunion und die USA die Überlebenschancen auf solchen Reisen mit Tieren, vor allem Affen und Hunden. Die zu trauriger Berühmtheit gelangten Tiere in dem Kontext des Wettrüstens waren zum Einen die Hündin Laika, die 1957 von den Sowjets ins All geschossen wurde, aber schon einige Stunden nach dem Start qualvoll verendete sowie zum Anderen der Schimpanse Ham, der im Verlauf des "Mercury-Programms" im Jahr 1961 ins Weltall flog.

Gesamteindruck:

Daniel Lau erwähnt bereits in der Einleitung zum Thema, dass der ausgearbeitete Schwerpunkt nicht alle Perspektiven und Facetten abdecken kann und die Leser*innen aufgefordert werden, die "losen Fäden aufzunehmen und auf eigene Faust zu recherchieren(...)". Im www gibt es zum Thema "Tiere im Krieg" viele weitere Artikel und auch Interviews. Eines ist aber gewiss: Tiere litten und leiden im Krieg unter den gleichen fürchterlichen Bedingungen wie die Menschen, aber mehr noch als die Bilder der Gräuel an Menschen rührt und empört das Leiden der gequälten, unschuldigen Kreatur.
Doch es soll hier nicht um Mitleid gehen, sondern um Respekt und Anerkennung. Nicht zuletzt im Angesicht ihres Todes wird die Bestialität des Krieges erfahren. Ohne die Zeugnisse tierischen Sterbens wären wir in jedem Fall viel ärmer, ärmer an Einsicht, ärmer an Mitleid, ärmer an Erbarmen, aber auch ungeschulter in der tiefen Skepsis gegenüber uns selbst, die uns befallen muss, wenn wir auf die Stimmen jener Sprache hören, die keine Menschensprache ist.