PROUD TO BE PUNK #27
80 DIN-A-5-Seiten; €???
jan.sobe@t-online.de
Jan ist mit der Familie umgezogen und wohnt mit Doreen und Tyra in einem Kollektiv auf dem Lande in der sächsischen Provinz. Das klingt idyllisch, doch Jan gräbt sich erneut durch die
(gesellschaftliche/soziale/rassistische) Scheiße hinter dem Gartenzaun.
STREIT stellen sich in einer kruden, unlustigen aber kreativen Fotostory vor. Ballo von Break the silence (Label, Festival, Konzertgruppe) und Schlagzeuger in zig Bands reflektiert und berichtet
auf satte 14 Seiten schonungslos ehrlich, spannend und intensiv über sich, den Höhen und Tiefs, die Pläne zu seinem Buch, über negative Verhaltensweisen und der Imagepflege von sogenannten
Punks.
Jan geht mit den Kollegen und Musikern Gunnar und Robert von ONE STEP AHEAD, zusammen mit der Riot Grrrl Band DIE UIUIUIS auf Tour. Auf 8 Seiten schildert Jan den Touralltag,
inklusive Essensplan und Gute-Nacht-Geschichten.
Darüber hinaus stellt Jan im Rahmen seiner "Anarcho Punk Resistance"-Reihe die Band AUS-ROTTEN vor und greift für seinen Artikel auf 2 ältere Interviews aus dem Profane Existence und dem United
we stand-Fanzine zurück, um die politischen Inhalte und Aussagen wiederzugeben, die im Vordergrund des Artikels stehen.
Im 2. Teil der antifaschistischen Erinnerungspolitik erinnert Jan an die rassistischen Morde an Patrick Thürmer, Falko Lüdtke, Enrico Schreiber und Thomas Schulz, skizziert die Vorfälle, den
Umgang der staatlichen Institutionen mit diesen und erwähnt Initiativen, die sich für in den Einzelfällen für eine Erinnerungspolitik stark machen.
FIRE AND FLAMES ist ein linksradikales Platten -und Klamottenlabel mit Mailorder und Laden sowie Konzertveranstalter aus Kiel. Jan befragt das Kollektiv auf 12 Seiten zum Selbstverständnis,
bevorzugte bestellte Artikel (???), internationalen Netzwerk, zu Enttäuschungen und Konflikte.
Gesamteindruck:
Jan gelingt es mit seinen Fragenkatalogen, dass die InterviewpartnerInnen sehr ausführlich und reflektiert antworten. Aufbereitet, weiter gedacht und reflektiert ist auch die Antifaschistische Erinnerungspolitik, die neben der filmischen Doku "Paris Rebelde-Zwischen Rechtsruck und Revolte" mit den skizzierten Porträts über von Nazis ermordete Punks Erwähnung findet. Jans Anspruch gilt der Diskussion über die Verbrechen, die undifferenzierte mediale Berichterstattung und dem Umgang zum tief verwurzelten Rassismus in unserer Gesellschaft. Mit der aktuellen Ausgabe wird Jan dem Anspruch und seinem Leitziel gerecht, antifaschistische und antirassistische Inhalte als weltanschauliche Kontinuität eines politischen Selbstverständnisses zu generieren. Punk bedeutet in diesem Kontext politische Überzeugungen und Aktivitäten zu präsentieren, einen geschichtlichen und aktuellen Bezugsrahmen einzufangen. In dieser Tradition hat auch die nunmehr 27. Ausgabe einen festen Platz und ist ein Beleg dafür, dass es wichtig ist, nicht alles beim Alten im unveränderten Zustand zu lassen, sondern verantwortungsvoll und leidenschaftlich für etwas zu kämpfen...und manchmal auch zu feiern.