PLASTIC BOMB #102
64 DIN-A-4-Seiten; € 3,50.- + CD
Plastic Bomb, Postfach 100205, 47002 Duisburg
www.plastic-bomb.de
Ullah möchte sich körperlich fit halten und geht in die Muckibude. Hier beobachtet er einige Fitnessgurus und vornehmlich männliche Pumper, erstellt Verhaltensweisen und Profile, die ihn
letztendlich von einer Mr. Universe-Anwärterschaft abschrecken.
Basti interviewt Tom von POWER IT UP, der seinen Geschmack für Exoten und möchte sich mit seiner Labelpolitik nicht von den Vorgaben der Industrie abhängig
machen.
Noch zutiefst geschockt von die McFit-Klientel, packt Ullah die Koffer und schleicht sich an Bord eines Kreuzfahrtschiffes, um David the HasselHOFF zu stalken, der in ihm längst
vergessene Gefühle wachrüttelt.
Valerio von THE OFFENDERS erklärt den Unterschied vom aktuellen zum letzten Album und kann sich nicht vorstellen, jemand anderes zu sein, als er mit 14 Jahren den
Skinheadkult für sich entdeckte. GBH haben ein neues Album draußen. Grund genug für Ronja und Iron Rob, Colin danach zu fragen, warum die Songs wie
seine Babys sind und die neuen Songs so gut sind wie die anderen.
Basti widmet sich Ufo-Nazi-Geschichten und NS-Weltraummerkwürdigkeiten, die in persona Peter Schmidt und Dr. Axel Stoll, der Katastrophen liebte, merkwürdige
Geheimnisse vom Universum und Tempelrittern ans Tageslicht brachte und durch Youtube-Mitschnitte der von ihm mit-organisierten Neu-Schwabenland-Treffen physikalische Phantastereien und extrem
rechte Verschwörungstheorien veröffentlichte.
Krisko wagt sich an einem kritischen Essay zu "Nationale Identität", hat offenbar Angst, missverstanden zu werden und rechtfertigt sich in einer Art und Weise, dass
seine geforderte Offenheit und integres Verhalten zu einem leider ungewünschten Effekt der Nebensächlichkeit verkommt, weil er doch für eine homogene Gemeinschaft wirbt, in die sich einzufügen
eine wichtige Norm ist und sich auf ein (Gegen)Modell der Andersartigkeit mit erlebten/gemachten Kränkungs- und Enttäuschungserfahrungen fokussiert. Caro liefert einen kleinen Reisebericht ab,
der "vielleicht(....)aber auch nur für mich spannend ist". Herrlich selbstironisch wirkt das von Häktor mit Peter und Tom geführte MANIACS-Interview,
die ihre Bandgeschichte mit sichtlichem Spaß und einigen Anekdoten reflektieren.
Im DONOTS-Interview geht es natürlich um die neue Platte, Häktor fragt aber auch kritisch nach.
Gesamteindruck:
Bereits die wenigen Kolumnen machen inhaltlich deutlich, dass derzeit die Luft raus ist und es einigen RedakteurInnen/Schreiberlingen erheblich an Motivation, an Begeisterung und Elan mangelt.
Lediglich Basti und Häktor attestiere ich für diese Ausgabe eine qualitative produktive Arbeitsweise, wobei insbesondere Basti neben einigen geführten Interviews und der Fortsetzung "Story of a
Skinhead" hauptsächlich mit "Geschichten aus der Gruft" einen der wenigen Lese-Highlights produziert und erneut absurde Tatsachenberichte und Verschwörungstheorien aufarbeitet.
Die auf 3 Seiten präsentierte Bandvorstellung der CD-Compilation, inklusive Bandinfo/Musik-Review, ist grundsätzlich überflüssig/unnötig. Der inhaltliche Wandel hin zur Mixtur aus reinen
(standardisierten) Musik-Interviews und persönlichen Erlebnis-/Reiseberichten ist in der Umsetzung weniger an eine an Emotionen gebundenen Umsetzung orientiert und erfolgt als eine
sachliche-nüchterne Konstruktion, die bis auf Andis "Rebellion-Festival-Besuch" als bildungsrelevante Infragestellung einer zur Selbstdarstellung verkommene marktorientierte Großveranstaltung
kritische Auseinandersetzung mit Konsumverhalten und Interessentheorie verknüpft. Sehr gut finde ich die Fanzine-Reihe, die dieses Mal Ronja für Bäppi übernimmt und Bianca und ihr OKAPI_Riot
Fanzine vorstell. Sie beweist, dass DIY, Riot Grrrl und Empowerment sehr guten Input liefern.