I Wanna Be Your Dog #2
Animal Liberation in der aktuellen Kunst
04.05. - 01.07.2018
Die emanzipatorische Kraft von 14 künstlerischen Positionen führt das Tier in der bildenden Kunst aus dem Objektstatus heraus.
Mastanlagen sind Feldern gewichen, Tiertransporte und Schlachthäuser gehören der Vergangenheit an. Computermodelle ersetzen Tierversuche. Jagd ist obsolet, Tiere werden weder ge- noch verkauft.
Haustiere sind aus der Mode gekommen, Tierheime überflüssig. Der Karnismus1 wird nicht mehr als natürlich, normal und notwendig
angesehen – er ist überwunden. Tiere sind von der herrschaftlichen Verfügung des Menschen befreit, denn sie erhielten als fühlende Wesen im Grundgesetz fest verankerte Persönlichkeitsrechte wie
seinerzeit Sklaven, Frauen oder Homophile.
Was sich bei diesen Sätzen wie eine andere Welt ausmacht, haben Vordenker wie Jeremy Bentham (1748-1832) oder Tom Regan (1938-2017) schon lange in Worte verfasst. Den meisten
Menschen wird immer bewusster, dass Gewalt gegen Tiere (und die Umwelt) ein Verbrechen ist und eines gesellschaftlichen Umdenkens bedarf. Während noch über die ethischen Gesichtspunkte
gesellschaftlich gestritten wird, sind die statistischen Fakten bereits unmissverständlich. Allein von 1970 bis 2009 verdreifachte sich die jährliche Fleischproduktion auf fast 300 Mio. Tonnen
weltweit. Hierfür halten wir 1,4 Mrd. Rinder, 1 Mrd. Schweine, 1 Mrd. Schafe und ca. 19 Mrd. Hühner. Diese müssen täglich gefüttert werden. Dafür benötigt die Viehwirtschaft bereits heute ein
Drittel der gesamten Landoberfläche und ist für 18% der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Somit ist der Anteil der globalen Fleischproduktion am Klimawandel größer als der des
gesamten Transportsektors (14%).
I Wanna Be Your Dog - Animal Liberation in der aktuellen
Kunst strebt an, mit zeitgenössischen Positionen aus Kunst und Wissenschaft den allgemein gültigen Konsens zu hinterfragen und nach alternativen Modellen und Utopien zu suchen. Wie kann man die
„Anderen“, die enorme Spannbreite der tierlichen Spezies - schlicht auf die Bezeichnung „Tiere“ reduziert - aus der Randposition des menschlichen Denkens befreien und als gleichberechtigte
Individuen erkennen?
Animal Liberation in der aktuellen Kunst ist die Fortsetzung der Ausstellungsreihe I Wanna Be Your Dog im Künstlerhaus Dortmund, welche erstmalig mit einem Symposium verbunden ist. In der Pauluskirche Dortmund werden KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen zum Thema „Kann Kunst Tierbefreiung?“ referieren.
Im Fokus aller Aktivitäten steht der Wunsch der Beteiligten, dass sich zum Wohle aller ein gesellschaftspolitischer Wandel und ein Umdenken vollzieht.
Zur Ausstellungseröffnung erscheint ein 80-seitiger Katalog (10 Euro)
KünstlerInnen
Der Artgenosse
Nico Baumgarten
Fjodorrr
Hörner/Antlfinger
Lin May
Robert Matthes
Alfredo Meschi
Chris Moser
Hendrik Müller
Sarah Palmer
Thekla Rickert
RAS
Katharina Rot
Krystyna und Manuel Valverde
DJ Fraugelmann
Symposium
Der Artgenosse
Hörner/Antlfinger
Colin Goldner
Hartmut Kiewert
Chris Moser
Victoria Windtner
Moderation. Jessica Ullrich
Musik: faulenza
Fußnote
1. Karnismus ist eine Ideologie, die Menschen darauf konditioniert, bestimmte Tiere zu essen. Die meisten Menschen glauben, es sei vorgegeben und keine Entscheidung, Tiere zu essen. In Fleisch essenden Kulturen weltweit denken die Menschen normalerweise nicht darüber nach, wieso sie das Fleisch bestimmter Tiere als ekelerregend und das Fleisch anderer als schmackhaft empfinden oder wieso sie überhaupt irgendwelche Tiere essen. Aber wenn das Essen von Tieren nicht überlebensnotwendig ist, wie in den meisten Ländern dieser Erde, so ist es eine Entscheidung – und Entscheidungen beruhen immer auf Überzeugungen. ↩