ROMP #43
36 DIN-A-4 Seiten; €2,50.-
Romp Zine, Steinenstraße 17, 6004 Luzern, Schweiz
http://www.romp.ch/
"Old pair of shoes" berichtet über den aktuellen Status gegen die geplante Gentrifizierung der Steinenstraße, in der auch der ROMP-Info- und Plattenladen beherbergt ist.
Die bisherigen beiden Artikel haben sehr detaillierte Einblicke in Behörden- und Anwaltsbeschlüsse, Streitfragen um rechtliche Dinge, die in der Summe schon zu akribisch aufgelistet wurden und
mehr Verwirrung als Aufklärung boten. Der akribisch aufgeführte Verlauf in der Streitfrage reicht von Petitionen, Einreichung von Anträgen, Aufforderung zu Akteneisnichten oder in Bauplänen und
ist in dieser Präsentation ein ausführliches Vereins-Protokoll, und ich weiß am Ende nicht mehr, worum es eigentlich geht. Es folgen weitere Beispiel von Wohnprojekten aus anderen schweizer
Städten, die von Gentrifizierung (Aufwertung) oder von Räumung nach Besetzung betroffen sind.
Mit RAPTUS DI FOLLIA gibt es ein Interview, die die Bedeutung ihres Bandnamens erklären, berichten, wo sie proben, was sie mit ihrer Stadt verbindet und wie die Songs entstehen.
Es folgt ein Sammelsurium aus politischen, kulturellen und musikalischen News aus aller Welt. Daran knüpft ein kritischer Artikel über den jüdischen Nationalfond (JNF) an, der
"eine entscheidende Rolle bei der ethnischen Säuberung Palästinas in der Nakba von 1948 uns auch weiterhin eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung von Israels Apartheid-Regime spielt". Im
Artikel gibt es Fallbeispiele, wie Anwälte des JNF Land und Eigentum in Palästina und darüber hinaus für ausschließlich jüdische Siedlungen erwerben und Familien aus ihren Häusern werfen
lassen. Der Verfasser weist daraufhin, dass es Infos aus jüdischen Quellen stammen und weist jeglichen Vorwurf des Antisemitismus zurück. Die JNF sei als eine rassistische Organisation
einzustufen, die darauf ausgerichtet ist, Land zu "judisieren".
Des Weiteren wird die "Tatts for pets"-Kampagne im Interview vorgestellt, eine Benefiz-Tattoo-Veranstaltung zugunsten von Tierschutzorganisationen. "Parenas Pfotenhile" ist eine
davon und wird im Infokasten vorgestellt.
Lia und Sarah von PEST CONTROL haben eine Split mit Raptus di Follia veröffentlicht und erzählen im Interview, warum sie als Duo zusammen Musik machen, wie sie
auf den Bandnamen gekommen sind, geben kurze Einblicke in ihre gewählte Wohnform Wagenplatz und über Punk in Solothurn.
Solidarität und Internationalismus folgt im Artikel "Kampf der Mapuche in Argentinien". Auf Grundlage der Nachricht über den vermissten und getöteten Aktivisten und Künstlers
Santiago Maldonado geht es ferner um Repressionen und gewaltsame Räumung der indigener Gemeinden.
Mit renitente wird eine Zeitung vorgestellt, die im Schwerpunkt die Auseinandersetzung über die Kontrolle von Migration hat.
Mit ATTACK OF THE MAD AXEMAN folgt mal ein witzige-lockeres Interview, was der Tatsache geschuldet ist, dass sie FlowerViolence, Heinz Sielmann-Rock verbinden und
Grindcore-Fachtagungen organisieren. Das bietet Stoff für unterhaltsame Runden und gekonnte offensive Selbstdarstellungen.
Trump findet Nationaldenkmäler nicht unterstützenswert und hat u.a Schutzgebiete wie BearsEars in Utah geschrumpft. Besonders die Nachfahren indigener Ureinwohner kämpfen für den
Schutz von Gebieten im US-Bundesstaat Utah. Trump und seinen Schergen geht es um wirtschaftliche Interessen und um den Verkauf von Land an die Öl-, Gas- und Bergbauindustrie. Der Artikel bietet
Einblicke und Informationen bzw. weiterführend Links zu und in dieses Thema.
Bevor Platten und Zines gehört, gelesen, rezensiert werden endet mit ELDORADO MUSIC&BEERS eine Vorstelllug im Heft über die Kneipe aus Biel, in der nicht nur Kunst an den
Wänden hängt, sondern auch Schweiß runter rinnt von den Musikveranstaltungen.
Gesamteindruck:
Old pair of shoes aka Fix resümiert in der abschließenden Kolumne, dass er immer wieder an seinem Anspruch scheitert, positive Dinge zu benennen, einzubauen, zu schreiben und nicht in Nihilismus zu versinken. So ist und bleibt er ein Nörgler und Motzkopf. Doch was er in der aktuellen Ausgabe zusammengetragen hat, ist im jeden Fall eine Steigerung dessen, was mich zuletzt gestört hat. So waren die Interviews nicht nur uninspiriert geführt und belanglos, auch der redaktionelle Inhalt wirkte ideenlos, ohne Elan und Motivation. Dieses Mal musste gibt es nicht nur eine gelungen Mischung aus Berichten, Artikeln, Interviews zu und über lokale Projekte, Aktivitäten, die wie im Falle von "Tatts for pets", RDF, Pest Control konstruktive und kreative Impulse liefern und zur Stärkung von selbstbestimmten Positionen, DIY-Prinzipien und Unabhängigkeit als Strukturmerkmal beiträgt. Das gilt im Übrigen auch für die internationalen politischen Artikel, die den Fokus auf den solidarischen Kampf, den Widerstand gegen Autoritäten richtet.