TRUST #189
68 DIN-A-4 Seiten; €3,00.-
Trust Verlag, Dolf Hermannstädter, Postfach 110762, 28087 Bremen
https://trust-zine.de/
Dolf spürt die Rache des Kapitalismus, muss technisch nachrüsten und will, wenn es so sein soll, konsequent gendern, auch in Bezug auf Wasserhahn. Alva hat nicht richtig gelernt, sich die Haare
zu kämmen und verweigert sich der Leistungsgesellschaft.
Jan Röhlk kommt wieder von Höckchen auf Stöckchen, zeigt sich über den Tod von Malcolm Young als bekennender AC/DC-Fan bestürzt und beschäftigt sich mit allgemeiner Kritik und Argumente gegen
Biz-Zines wie das Trust, Ox, Plastic Bomb und mutmaßt, dass er mittlerweile auch betriebsblind sei. Mika skizziert die philippinische Fanzinelandschaft und welche Bedeutung Fanzines heute
haben.
Jan R. tritt mit Florian von HUMAN ABFALL in einen Dialog, der hinterfotzige, ironische Antworten auf neue coole neue Punkbands, Schubladendenken, Message, Bandnamen gibt.
Pat Doyle von THE OFFENDERS reflektiert die Bandhistory und gibt drastische Einblicke vom Einfluss des KKK in Texas, beschreibt auch Bandkollege Tonys rassistisches Elternhaus und die
Authentizität in J.J.s Texten.
Jöran Krause stolpert zufällig über SLOW WORRIES, die ihn an DINOSAUR JR. und SUPERCHUNK erinnern. Das Interview ist aber mau und nicht sonderlich tiefgründig.
Claas Reiner erfuhr über Facebook von Mariekes Engagement zu FOODSHARING und hakte nach. Sie ist als Botschafterin für ihren Stadtteil aktiv und erklärt die Prinzipien, thematisiert
Lebensmittelverschwendung und das eigene Konsumverhalten.
NOSEHOLES sind retro, ohne zu wissen, was das bedeutet, begrenzen sich ausschließlich auf den wissenschaftlich-künstlerischen Sektor der Post Moderne, wurden vom SLIME-Sänger durch den Hamburger
Kiez gefahren und Hundekacke an Henk Haitis weißen Tommy Hilfinger Schuhen sieht Scheiße aus.
Bela wurde von JOINT D# weggeblasen und lässt sich berichten, dass Sänger Nick Goode Fan von Ben Wallers/Country Teasers ist, Filme und Bücher über Donald Rumsfeld gesehen/gelesen hat und
skizziert den American Dream und sieht Trump als Ablenkungsmanöver.
Gesamteindruck:
Belas Finnencore_Special am Ende der Ausgabe hat dazu geführt, dass ich mir bei HöhNie einen Haufen reviewter Platten bestellt habe. Früher hatte ich immer Skrupel ob des harten finnischen
Spunks und Hard beats. Aber seit ein paar Wochen laufen die Platten von BASTARDS, KOHU 63, RATTUS, RIISTETYT, KANSAN UUTISET in Dauerrotation. Was für ein geiler Krach, aber auch genialer
melodischer stampfender Beat mit rohen, wilden Rhythmen und der harten finnischen Sprache. Danke bela.
Ansonsten überraschen die interviewten Bands mit Witz, Humor und Ironie, die den ansonsten üblichen trockenen TRUST-Anstrich unterhaltsam auflockern. Meine Lese-Highlights waren THE OFFENDERS und
Foodsharing. HC-Klassiker und Teller statt Tonne-Attitüde. Das passt gut zum TRUST-Leitgedanken von reuse & recycle und "feature what we want".