Die Lage in der SAR-Zone vor der libyschen Küste ist dramatisch wie selten zuvor. Im Zuge des Amtsantritts eines rassistischen Innenministers in Italien, einem deutschen Kollegen, der sich als Hardliner profiliert und einer mauernden maltesischen Regierung hat die Festung Europa die Schotten dicht gemacht.
Die zivilen Seenotretter liegen an der Kette. Hunderte Tote sind die stummen Zeugen einer EU-Politik, die sich menschenverachtender denn je präsentiert.
Nachdem bereits mehrere Rettungsschiffe nicht oder nur nach tagelangem Warten in sicheren Häfen festmachen durften, werden NGO-Schiffe inzwischen sogar unter fadenscheinigen Begründungen am
Auslaufen gehindert. Seit einigen Tagen gehört auch Sea-Watch 3 dazu, die den Hafen von Valetta nicht verlassen darf, da ihr „Status überprüft“ werde.
Und damit nicht genug: Am Mittwoch erteilten die maltesischen Behörden dem Flugzeug Moonbird ein Startverbot für Such- und Rettungsmissionen. Dabei war die Cirrus SR22 seit 2017 an der
Bergung von 20.000 Menschen beteiligt. Mehr als 1.000 Menschen wären fast sicher gestorben, hätte die Moonbird die sinkenden Boote nicht in letzter Sekunde gefunden.
Laut UNHCR ist es am Dienstag erneut zu einem Unglück gekommen, 114 Menschen werden vermisst. Es ist das dritte seit die Rettungsschiffe blockiert sind. Am Sonntag ertranken 63 Menschen, Freitag
waren es über 100, darunter drei Babys. Der Juni war mit 629 bestätigten Toten der tödlichste Monat seit fünf Jahren, obwohl lediglich halb so viele Menschen in Italien ankamen.
Pia Klemp, Kapitänin der Sea-Watch 3, bringt es auf den Punkt: “Dass Rettungsschiffe vorsätzlich blockiert werden (…), dass nicht das Sterben, sondern Seenotrettung aktiv verhindert wird, ist
nicht nur beschämend, das ist kriminell.”