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TRUST #190

TRUST #190
TRUST #190

TRUST #190
68 DIN-A-4 Seiten; €3,00.-
Trust Verlag, Dolf Hermannstädter, Postfach 110762, 28087 Bremen
https://trust-zine.de/
Dolf macht sich Gedanken über sogenannte Weiterentwicklungen bei Bands, in denen es primär dann um Profit geht, was er auch bei einigen Firmen/Produkte feststellt, die unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit als Geschäftsmodell den KundInnen suggerieren, etwas "Gutes" zu tun, bevor es wieder mal über Widersprüche in den Religionen geht.

Jan Röhlk erklärt wie er zum Punk gekommen ist und gibt dann auch seine Playlist zum Lesen seiner Kolumne preis, die er aber unsinnigerweise am Ende erwähnt. Aber bei seinen wirren Gedankenspielen und dem verlorengegangenen roten Faden macht es durchaus Sinn, die Kolumne ein zweites oder drittes Mal zu lesen um ansatzweise zu verstehen, worum es ihm eigentlich geht. Mika trinkt Kräutertee mit der 68er-Generation und zieht Parallelen zwischen StudentInnen-Protesten in Frankfurt, Berlin und den Philippinen.
Jan Röhlk tritt mit Joseph Boys in den Dialog, die den Kunstbegriff erweitern, sich vor der Stadt Düsseldorf verbeugen und mit "der gewissen Rohheit und kubischen Kühle" die Nähe zu Avantgarde, Punk suchen und in den Altpapiercontainern rumwühlen. Phantom Winter bleiben lieber im Dunkeln, reiten mit der Hexe auf dem Besen und benutzen Mary Shelley Frankenstein-Zitate.
Claas Reiners schreibt eine Hommage an Martin Büsser und hat eine subjektive Auswahl von Büssers Texten für das TRUST zusammengestellt, für das Martin Ende der 90er Jahre geschrieben hatte.
Jan Röhlk ist ein Nerd, das beweist er erneut mit seinem Interview mit Robert von Refuse Records und Fragen zu den Releases und einem kleinen Exkurs zu Straight Edge.
Kenny Chambers (MOVING TARGETS, BULLING LAVOLTA, THE FAIRY LIGHTS) wird von Interviewer Jan Röhlk zu seinen Bands befragt und ob der verpassten Chance, im Zuge des NIRVANA-Erfolges nicht mehr Publicity bekommen zu haben.
Belas HANK WOOD-Interview ist eine Frechheit und reine Platzverschwendung, was aber vor allem auch an den sehr knappen, sparsamen Antworten liegt, was Bela damit erklärt, dass die Band ihm eine Sprachnachricht des Interviews während ihrer US-Tour schickte und somit "einiges auf der Strecke blieb".

Gesamteindruck:

Insgesamt ist diese Ausgabe sehr durchwachsen und bietet wenig Aufregendes. Jan Röhlk serviert in gewohnter Art Interviews zu Labels und Menschen, die ihn selbst als leidenschaftlich bis exzessiven Musiknerd charakterisiert und benutzt viel Fachwissen, wenn er dann auch mal mit Laien über sein Interessengebiet spricht. Aber diese Nerdigkeit zeichnet mittlerweile auch das TRUST aus, denn als Zeichen für eine Gruppenzugehörigkeit widersetzt sich der Musikgeschmack jedem Trend und schert sich konsequent einen Scheiß um angesagte Bands und pflegen ihre Egos mit musikrelevanten Themen, die bis auf HANK WOOD ins Detail gehen und belegen, dass Nerd Sein nichts mit lustig oder Glamour zu tun hat, sondern mit brennender Leidenschaft nach der Bestätigung, die gemachte Erfahrungen mit jemanden zu teilen, der/die seine/ihre Erinnerungen der aktuellen Zeit angepasst hat.