Slothrust
The Pact LP/CD
Dangerbird Records/The Orchards
Selten habe ich so ein radikales Musikalbum gehört. Radikal in der Hinsicht, dass Songwriterin, Gitarristin Leah Wellbaum den Schreibprozess als Moment der Befreiung beschreibt:
"(...)versuchte ich, weiter außerhalb meiner selbst zu sein und mehr Risiken einzugehen, die ich vorher nie eingegangen wäre. Und nachdem ich das tat, trat ich doch wieder in die Rolle des
Performers und Verfassers zurück. Es ist eine wirklich befreiende Erfahrung." Radikal meint hier aber auch, die konsequente Umsetzung von Ideen und die Risikobereitschaft, das Verhältnis zwischen
Erscheinung und Sein in kreativen Bahnen zu lenken und eine Bedeutungsstruktur zu geben. Und ja, die aufgedrehte Leichtigkeit in ihrer Stimme verleiht den Songs eine vertiefende, selbstbestimmte
Haltung. Leah artikuliert aus einer Gedankenwelt heraus, die in "For Robin" (Williams) die Form einer direkten Ansprache des verstorbenen Schauspieler Robin Williams annimmt oder in einer
ruhigen, besonnenen Art eine unverwechselbare Atmosphäre lautmalt, warmherzig, facettenreich und anregend. Mit einem unbekümmerten Kulturmix aus Seelendrama, Visionen, Tagebuch, Jazz, Patti
Smith, Pixies and Dinosaur Jr.-Anleihe. Radikale Akkordwechsel, Chord-Expansionen und experimentelle Ideen, um die ZuhörerInnen auf Trab zu halten (etwa im krachig-fulminanten "Fever
Doggs").
The Pact lässt die Stimmungslagen zwischen Sarkasmus, Tändelei und ernster Empfindungstiefe changieren und sich immer existenzieller zuspitzen, schlaftrunken wie aus einer anderen Welt erwacht,
sich zärtlich berührt und wieder zerstört. Radikal, konsequent und ehrlich!!