PLASTIC BOMB #104
68 DIN-A-4-Seiten; € 3,50.-
Plastic Bomb, Postfach 100205, 47002 Duisburg
www.plastic-bomb.de
Basti und Ronja greifen die Diskussion zur AJZ Talschock/Chemnitz-Absage an OHL auf, die Kritikpunkte sind nicht neu und die Erkenntnisse eher ein Resümee aus sich ständig wiederholenden Floskeln
und Rechtfertigungen.
Seltsam im Zusammenhang mit der Begründung zur OHL-Absage vom Ajz Talschock/Chemnitz ist, dass selbige Konzertgruppe am 09.07.2018 kein Problem hatte, SLAPSHOT einzuladen. Eine Band, in deren
Texten patriotische bis nationalistische, anti-kommunistische oder homophobe Einstellungen zu finden sind. Es ist auch nicht OHL, sondern einzig Deutscher W., der sich zu verantworten hat. Ich
habe ihn für die Ausgabe #39 im Artikel "Im Kampf für die Wahrheit" mit kritischen Aussagen über „Extremismus“, religiöse Terroristen, Ausländerkriminalität, Wahrheit und Realität konfrontiert
und festgestellt, dass Deutscher W. nicht an anderen Wahrheiten, außer seinen, interessiert ist. Das Thema Wahrheit/Realität ist hierbei ein sehr zentrales Thema in seinen konfusen
Wertvorstellungen. Nur schade, dass weder Basti noch Ronja Deutscher W. oder das AJZ kontaktiert haben und einfach nur aufgrund von Aussagen/Texten empört sind und sich eine Meinung bilden. Wohin
das führen kann, zeigt Dirks Joachim Hiller-Bashing, ohne auch hier den direkten Kontakt gesucht zu haben und nur vom Hören sagen/Lesen vorverurteilen. Mobbing scheint auch in der
Punk-Fanzine-Community ein zentrales Thema zu sein. Eine gefährliche Entwicklung, weil es oft haltlos/unbegründet Menschen abstempelt/stigmatisiert/ausgrenzt.
Dafür gibt es erneut Eigenwerbung inform von Interviews mit Bands, die auf dem eigenen Label erschienen. Nach A&P, DIVIDING LINES, TOTENWALD, INDIAN NIGHTMARE nun also auch 100Blumen. Maks
ist in Begleitung in England unterwegs und schriebt einen Reise-/Konzertbericht. Emma interviewt ALARMSIGNAL, die ihre neue Platte promoten. Dann ein weiterer Konzert/Festivalbericht über das
Rebellion. Pascal S. besucht München und sucht den Punkrock bzw. die DIY-Szene. Es folgen weiter Festivalberichte, bevor Basti in seiner Standard-Rubrik "Geschichten aus der Gruft" wieder
Erstaunliches zu Tage fördert, dass mensch nicht weiß, ob er lachen, weinen oder staunen soll. Dieses Mal stellt er den "Volkslehrer" Nikolai Nerling vor, der auf seinem youtube-Kanal
Verschwörungstheorien, Staatsverweigererideologien und Holocaustleugnung verbreitet, aber auch auf Mahnwachen und Querfront-Demos fremdenfeindliche und volksverhetzende Ansichten von sich
gibt.
Kniep und Ronja stellen Punk in Leipzig und das Connewitz-Viertel vor, das neben der Hamburger Schanze und der Rigaer Straße in Berlin eine der linken Hochburgen Deutschlands ist und eine bunte,
vielfältige Szene repräsentiert, die nicht nur seit dem G20-Gipfel in Hamburg politisch diskreditiert/kriminalisiert wird.
Basti interviewt G31 und Mitras Antworten sind an Ironie, Witz und Bissigkeit kaum zu überbieten. Krisko und Henni lassen Ski Mask G und Boltcutter Vlad von MOSCOW DEATH BRIGADE zu Wort kommen,
die , die Musik in erster Linie für sich selbst machen und den Soundtrack ihres Lebensstils (Reisen, Graffitis malen, den ahrten Alltagstrott zu überleben) lautzumalen. Gottlieb ist auch auf dem
MAD-Festival zugegen und Ronja als v.i.S.d.P. übernimmt seinen handgeschriebenen Bericht, der sehr anstrengend zu lesen und bisweilen unleserlich ist. Zuguterletzt geben ZSK Antworten auf ein
ABC-Interview mit vielen Joshi-Fotos im Layout.
Gesamteindruck:
"Nach der Party ist vor der Party!" steht unter dem Fanzinenamen auf dem Cover. Ich denke, die P.B.-Redaktion befindet sich noch in Katerstimmung. Es fehlt an neue Ideen und auch die neuen MitschreiberInnen schaffen es bis auf Kniep und Ronja nicht, inhaltlich zu überzeugen. Und so sind es die wenigen übrigen und üblichen Standards wie Bäppis Fanzine-Ecke, Bastis Kolumne einen gehaltvollen Rahmen zu schaffen, auf denen das Qualitätsniveau festgehalten werden kann.