Big John Bates
Skinners cage LP
Rookie Records
Wenn ich länger auf das Cover, Darstellung eines Ölgemäldes von Santiago Caruso, blicke, denke ich bei mir: Fütter' mein Ego. Doch die Bildinterpretation des Albumtitels Skinners cage legt den
Schluss nahe, dass "we push the button, spend truth to buy some comfort".
Unreflektiert gefüttert mit allmöglichen Scheiß, der uns vorgesetzt wird, um uns und unsere Gedanken zu manipulieren, weil wir aufgehört haben, zu hinterfragen und alles zu schlucken...bis dass das Leben zu einer einzige Lüge wird. Nun, Big John Bates stellt sich dieser Herausforderung. Sich weiter vergiften lassen und von den Dämonen auffressen lassen oder sich dem Kampf stellen und Ängste, Krisen zu überwinden? "All the devils rise" und die Dunkelheit wirft lange Schatten. "Satan take my hand, Jesus take my hand, let's fly". Wem also kannst du trauen? Engelchen, Teufelchen oder deiner inneren Stimme. Da fügen sich die Cover Broken English (Marianne Faithful), Dead Moon Night (Dead Moon) und Moon of Alabama (Weill) nahtlos ein ins Konzept und belegen die Sensemann'sche Stimmung, das eine einzige Entscheidung alles ändern kann. Was aber ist, wenn es die falsche ist? In der musikalischen Umsetzung der widersprüchlichen Gedankenwelten haben Big John Bates und MitmusikerInnen beinahe musicalähnliche Strukturen erschaffen. Spooky-Effekte, ausgelöst durch Violine und wabernde Rhythmik ziehen sich wie ein roter Faden durch die Songs, eine Melange aus Klezmer, Punk, Country, Klassik, eine Performance, die in dieser Spielform zumeist dunkle, skurrile Klangbilder erzeugen, aber auch nach schmachtende Balladen ("Halycon"), die beim ESC erklingen könnten. Die Vielseitigkeit und die kreative Umsetzung entwickelt sich spannend und organisch, das Credo bleibt: Verlust, Tod und Einsamkeit als Motiv für eine eigenständige stilistische Kultur, kontrastreich und dramatisch bestückt, um die sinnbildlichen Fragen des Alltäglichen auch als eine Möglichkeit einer bedeutsamen Erfahrungsqualität zu bemessen.