COKIE THE CLOWN
You're welcome LP
FAT WRECK CHORDS
Cokie ist ein trauriger Clown und erinnert mich an den Songtext von Heinz Rühmann, in dem er die Ironie des gespielt Komischen aufzeigt. "Der Clown, der Clown, war immer lustig anzuschau'n, doch
keinen ließ der Clown, der Clown in sein Herz hineinschau'n".
Nun Fat Mikes neuer Ego tut das. Begleitet mit Klavier, Streichern und einer Flasche Tequila schüttet Cokie sein Herz aus. Der Vorhang ist gefallen, der Applaus ist versiegt. Die Flasche Tequila
ist fast leer, die melodramatische Stimmung ist herzzerreißend und todtraurig. Im leisen "Bathtub" spricht Fat Mike Burkett offen darüber, wie er mitten in der Nacht aufwacht, seine Frau mit
einer Überdosis tot in einer Badewanne im Hotelzimmer findet. Um die Authentizität der Traurigkeit widerzuspiegeln, hat er das Lied um 3 Uhr morgens in der Küche eingesungen, super besoffen, ohne
es vorher zu proben. So, als hätte er das Beschriebene gerade erlebt und skizziert.
Die Songs sind häppchenweise über einem Zeitraum von einem Jahr aufgenommen und wurden von Danny Lohner (Nine Inch Nails, A Perfect Circle) produziert. Travis Barker von Blink-182 spielte auf dem
Album Schlagzeug, Dizzy Reed von Guns N ’Roses steuerte Keyboards bei. Die sinfonischen und minimalistischen Songs haben dennoch einige NOFX-Anleihen. So kommt "Punk Rock Saved My Life" von
Welcome einem NOFX-Song am nächsten, ist aber ein kruder Mix aus Jazz, Skatepunk und Klassik. Und auch die radikal überarbeitete Version von "Down With The Ship" impliziert die durchgängige
Thematik von "Damage is done", suizidale Gedanken, Selbstzerstörung und Begebungen mit dem Tod. "You're welcome" ist hässlich und todtraurig, aber ein Teil von und aus Mikes Leben. Das kann
mensch nicht herausschneiden oder lösen, sondern ist fest mit ihm verbinden. Keine Happy Songs, kein Fun, aber basierend auf das Credo: Wenn du Scham und Stolz verloren hast, bist du verdammt
frei! Mike zieht blank und die musikalische Umsetzung ist eine Pleasure&Pain-Seelenwanderung in Moll und nur mit viel Taschentücher zu "genießen". Wer aber kann die von Depression geträufelte
Melodramatik in einem Stück anhören, ohne diese traurige Situation endgültig zu verlassen? Das Gegenteil von Fun Punk ist nicht Death Punk, nicht Depri Punk, sondern Sad Soul Punk. You're
welcome!