STADTMANDAT #10
80 DIN-A-5-Seiten; €3,00
stadtmandat-ol@web.de
Böller resümiert und reflektiert die letzten 10 Jahre im Schnelldurchlauf, bezogen auf die wichtigsten Stationen in seiner Laufbahn, die persönlichen Erfolge und hat besonders das Entstehungsjahr
seines Zines, 2008, in guter Erinnerung, war dieses doch rückblickend besonders prägend und aufregend (Ultragruppierung, Studium, große Liebe).
Böller beruhigt sein Gewissen beim BINGO-Spiel des NDR und kauft ein Los zugunsten der nds. Umweltstiftung. Um mehr über den Bingobären zu erfahren, interviewt Böller Michael
Thürnau, der interessante Dinge aus seiner Laufbahn, fachkompetente Antworten zu Glücksspiel und Hintergründe zur Sendung liefert. Michael Thürnau lebt gerne in einem Land, "in
dem es nebeneinander BILD und STADTMANDAT gibt, Helene Fischer und DÄ, Rinderrouladen und Döner(...)", möchte Böller aber nicht die richtigen BINGO-Zahlen der kommenden Sendung
verraten.
In den 90er Jahren hat Böller Musik aus dem Radio auf einem Kassettenrecorder aufgenommen. Heute verfolgt er vermehrt Podcats und Online-Radiosendungen und stellt mit "Gumble
Music" und TipTop HipHop" 2 regionale Sender bzw. deren Macher vor. Finn und Richie erzählen, was eine gute Moderation ausmacht, über die Faszination zu Radio machen und über den
Stellenwert von Radio vs Musikstreamingdienste wie Spotify und Co.
Böller hat im Zine immer wieder über das Oldenburger Filmfestival berichtet und geschrieben, hat er hier doch Filme wie "23", "Kanack Attack" und Independent-Filme gesehen, hatte
persönliche Begegnungen mit Bela B., Dennis Howard Marks ("Grasgeflüster"). Das Filmfest Oldenburg ist das einzige Filmfest weltweit, welches jedes Jahr, als Teil seines regulären Programms,
Filmvorführungen in einem Hochsicherheitsgefängnis präsentiert, denen Häftlinge, FilmemacherInnen und das Publikum gemeinsam beiwohnt. Festivaleiter Torsten Neumann erklärt den Status als eines
der »bedeutendsten europäischen Festivals im Bereich des Independent Films« (Tagesschau) damit, dass "wir abenteuerlustiger (sind)" und unterstreicht den fördertechnischen Anstrich des
Independent-Filmfestivals.
Markus Bock hat(te) Depressionen und hat mehrere suizidale Versuche unternommen. Die Erfahrungen schildert er in seinem Blog und im sehr beeindruckenden Interview berichtet er
offen über Anzeichen, Auslöser und Hilfe. Es folgen die Rubriken "Wie ich zum VfB gekommen bin" und "VfB Fans und ihre Tattoos", ein Interview mit der
ALHAMBRA-Konzertgruppe "Unterste Schublade" und ein Porträt über die Oldenburger Punkband HUSH PUPPIES.
Gesamteindruck:
10 Jahre STADTMANDAT mit regionalen Themen und Aspekte zu Fußball, Musik und Subkultur. Die aktuelle Ausgabe hat sehr starke Momente mit den Interviews zum Filmfestival, über die Depression und den Bingobären. Die Mischung macht's und die Antworten und Schilderungen bieten tiefgreifende Einblicke ins jeweilige Milieu. Insofern ist die Jubiläumsausgabe auch eine Milieustudie zu subjektiv ausgewählten Wirkungskreisen, in denen Böller selbst involviert, engagiert oder interessiert ist. Das macht Lust und Spaß und ist Motivationshilfe, selbst aktiv zu werden. Lediglich die Sonderbeilage mit den Rezensionen zu allen bisherigen STADTMANDAT-Ausgaben hätte Böller weglassen können, denn diese sind allerhöchstens für die Eigenarchivierung von Belang.