Wer zur Welt kommt, den bestraft das Leben
Von der Betrachtung zur Verachtung zum Trotz.
von Neo C.
animot
Verlag
broschiert, 106 Seiten, vier s/w Illustrationen; €7,00
ISBN 978-3-948157-04-3
Info: “Dem Leben etwas abzugewinnen heißt, in den konkreten Widerstreit mit seinen Zumutungen zu treten.
Aus dem Nichts in die Totalität des Daseins geworfen finden wir uns wieder in den Wirrungen zwischen Aufbruch und Abbruch, zwischen Aneignung und Abstoßung und im Spannungsfeld der vielleicht menschlichsten Frage überhaupt: Sein oder Nichtsein? Dieser Band will eine Auswahl an Texten vorlegen, die philosophisch und politisch radikale Überlegungen anstellen und sich zum Großteil aus den Erfahrungen speisen, die der Aktivismus für eine herrschaftsfreie Welt so mit sich bringt.”
Gesamteindruck:
Der Mensch ist nutzlos, das Leben an 'peinlichen Momenten der Sinnlosigkeit reich'. Neo C. macht keinen Hehl daraus, seine Abneigung gegenüber 'diese jämmerliche Kreatur' zum Ausdruck zu bringen, die vom System 'in Form gebracht und ausgenommen' wird und empfiehlt, kein neues Leben zu zeugen. Die nichtmenschlichen Tiere leiden, werden ausgebeutet und getötet und der Mensch betreibt Vivisektion, kennt keine ethischen Grenzen und hat 'keinen Wert für den belebten Planeten'. Neo C. versucht, seine Ohnmachtsgefühle in Worte zu fassen, was er empfindet, wenn er eingesperrtes Leben sieht. In Gedichten, Essays und Aufsätzen manifestiert sich Ablehnung, Verweigerung und Wut. Knäste, Gefängnisse, Käfige, Zoos und totale Institutionen begründet infrage zu stellen, zu kritisieren und sich aus der Fremdbestimmung, der Gefangenschaft zu befreien. Neo Cs philosophische Betrachtungen sind an Schopenhauer angelehnt, den er auch wärmstens empfiehlt. Beide sind pessimistische Misanthropen, beide sagen/schreiben nichts Gutes über den Menschen. Der Sammelband rückt also die Leidensfähigkeit ins Zentrum und das fehlende Mitgefühl des Menschen bzw. die mangelnde Vernunftfähigkeit. Und wenn der Mensch sich auf die Vernunft beruft, um sich der Natur zu entfremden, entstehen daraus 'Sehnsüchte, Melancholie und Größenwahn'. Die Welt hat den Menschen nicht verdient und umgekehrt liegt es offensichtlich in der Sache der Natur des Menschen, seine Triebhaftigkeit, seine Bedürfnisse nach Erobern, Zerstören und Töten auszuleben. Seine Gedichte soll auch jenen Trost spenden, die im Befreiungskampf für Mensch und Tier aktiv sind und Neo C. sieht seine Niederschriften auch als Hilfe, Rückschläge und Frustrationen zu verarbeiten. Insofern erfahren die Leser*innen viel über Neos Befindlichkeiten, über Denkweisen und sein anthropologisches Selbstverständnis. Für manche eine tatsächliche Identifikation mit dem Anderen, für viele radikale Mitleidsethik, für mich ein eine philosophisch-politische Skizzierung, die wichtige Impulse für die gegenwärtige Ethikdiskussion um Tierrechte aufzeigt.