Okapi Riot #5
+ 28-seitigem Zusatz-Zine
40 DIN-A-5-Seiten; € 3,00.-
https://okapiriot.bigcartel.com/
"Es ist grau, mir ist kalt, es läuft URIAH HEEP!" Bianca steckt in der Herbst-/Winterdepression, ist müde und gelähmt und ist voller Selbstzweifel. Und bekommt doch nach mehren Runden "kitschigem
Metal" die Kurve und lässt sich die Energie nicht rauben, damit Sexisten, Rassisten, homophobe Personen denken, "es wäre okay, ein Arschloch zu sein".
Die Ausgabe V sei aber auch eine Ausgabe, den Platz zu füllen, um "sein eigenes Werk, Poesie oder klasse Comics zu präsentieren".
Apu steuert 4 Collagen über das ADM in Amsterdam bei, wobei mir der tiefergehende Kontext zum Wohnprojekt fehlt, und auch der Artikel und die Gedanken zu Freiräume sind arg
verkürzt.
Felicia Steininger beteiligt sich mit dem Text über den gescheiterten Versuch, dem Kapitalismus die Zähne zu ziehen. Sie reflektiert ihr freiwilliges Engagement in einer Cooperative in
Costa Rica und fragt selbstkritisch ob diese sinnvoll sind oder zum Scheitern verurteilt. Hannahs Zeichnung auf Seite 16 ist ursprünglich in Farbe. Hier macht die Bildbeschreibung ob der Farbe
keinen Sinn, weil die Zeichnung in s/w abgedruckt ist und die Details/Bildaussage wie "olivgrüner Slip mit Blut im unteren Bereich" verloren gehen.
Ein längerer, aber verkürzter wissenschaftlich-psychologischer Abriss zu "Geschlechtsidentität und Geschlechterrollen" belegt, dass der Lebenslauf von Mädchen oftmals von
vielerlei biografischen Brüchen gekennzeichnet ist. Diese sollten immer wieder reflektiert werden, um Vergangenes zu beleuchten, den Entwicklungsprozess zu verstehen und wiederkehrende Strukturen
zu erkennen, um Anschlussmöglichkeiten für die weitere Identitätsgestaltung zu finden. Theaterpädagogik könnte dafür ein experimenteller Rahmen sein, Möglichkeiten in ihrer Selbstwirksamkeit zu
erproben.
Sophia war von rassistischen Bemerkungen und Ignoranz von Menschen genervt. Sie designte für ISIUWABERLIN das Shirt "Warum hast du keine Schwarzen Freunde?", um die
Menschen in ihrem damaligen beruflichen Umkreis zu provozieren und aufmerksam zu machen, denn kaum jemand von ihnen hatte/hat Schwarze Freund*innen, oder Freund*innen of Color. Frech und
selbstbewusst auf Rassismus aufmerksam machen und zum selbstkritischen Denken anregen.
Anja hat eine Vulva mit langen Schamlippen und "nach 28 Jahren, 27 Sexualpartner*innen und unzählige Kämpfe mit mir selbst" hat sie nach Inspiration eines
@the.vulva.gallery-Instagram-Accounts eine eigene Art der Illustration gezeichnet und gelernt, sich selbst zu akzeptieren.
Das Zusatz-Zine "Knochen Schiff" enthält Gedichte/Prosa und Gedanken und mir nach mehrmaligem Durchlesen immer noch ein Rätsel.
Gesamteindruck:
Pläne ändern sich und kontinuierlich konzipierte Konzepte werden eingestellt. So serviert Bianca mit Hilfe vieler Gastbeiträge ein Ausgabe, die ohne einen roten Faden folgend, Comics, Collagen, einem übernommenen psychologischen Artikel und einem kleinen Interview allerlei gute (Denk)Ansäte zu Queer-Feminismus liefert, in der Umsetzung aber am eigenen Anspruch scheitert, ihre Werte, die ihr im privaten Leben wichtig sind, aussagekräftig auszudrücken. So bleibt es bei einem symbolhaften Charakter, den Bianca im Vorwort beschreibt. Die Stärken indes sind die persönlichen Gedankengänge der Schreiberinnen, die die persönlichen/mentalen Zustände skizzieren. Davon sollte es ausführlich und mehr geben.