Haben Tiere Rechte?
Aspekte und Dimensionen der Mensch-Tier-Beziehung
Elke Diehl/Jens Tuider
412 Seiten; €4,50.-
http://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/297138/haben-tiere-rechte
Das Mensch-Tier-Verhältnis hat sich in den vergangenen Jahren umfassend gewandelt – mit zahlreichen Herausforderungen für Gesellschaft und Individuen.
Neue Erkenntnisse aus Biologie und Verhaltensforschung über die Fähigkeiten von Tieren lassen Widersprüche im Verhältnis zu ihnen deutlicher zutage treten. Angesichts dieses Spannungsverhältnisses wirft der Umgang insbesondere mit den sogenannten Nutztieren Fragen auf, die eine größer werdende kritische Öffentlichkeit beschäftigen: Wird der Mensch mit der Beibehaltung seiner Lebensgewohnheiten der Verantwortung für die Tierwelt und nicht zuletzt sich selbst gegenüber gerecht? Haben schmerz- und leidensfähige Tiere Rechte und, wenn ja, welche? Gibt es allgemeine Wertmaßstäbe oder Verpflichtungen, wie Menschen sich gegenüber Tieren verhalten sollten? Der Band möchte die komplexen Zusammenhänge der Mensch-Tier-Beziehung in einem interdisziplinären Rahmen beleuchten und zum Diskurs über deren notwendige Weiterentwicklung beitragen.
Gesamteindruck:
Umfragen zufolge spricht sich die weit überwiegende Mehrheit der Bevölkerung für einen artgerechten Umgang mit Tieren aus. Zudem ist das allgemeine Bewusstsein dafür gestiegen, dass der erheblich über den Empfehlungen der Ernährungsgesellschaften liegende Konsum tierischer Produkte nicht nur mit dem Leid ungezählter Tiere einhergeht, sondern auch mit hohem Ressourcenverbrauch und gleichermaßen ein Umwelt- wie ein Gesundheitsproblem darstellt. Dennoch halten immer noch zu viele Menschen an ihrem Glaubenssystem fest, in dem die "Nutzung", das Essen von Tieren als normal festgeschrieben wird. Das umfassende Buch analysiert und skizziert "die gesellschaftlichen, ethischen, rechtlichen, ökonomischen und institutionellen Rahmenbedingungen" ebenso wie neue Forschungsrichtungen, Denkansätze und wissenschaftsbasierte Erkenntnisse und verzichtet nicht auf kontroverse Standpunkte. Im Kern geht es also grundsätzlich um folgende Fragen: Welche Beziehung habe ich zu einem mitmenschlichen Tier? Unter welchen Bedingungen leben mitmenschliche Tiere in Gefangenschaft? Haben Tiere (Anspruch auf) ein angeborenes Grundrecht? Dürfen wir Tiere töten?Im Epilog wird deutlich, dass es immer so ist, dass "die einen herrschen und die anderen beherrscht werden". Fakt ist, dass Tiere seit Jahrhunderten ausgebeutet, unterdrückt, getötet werden. Fakt ist aber auch, dass sich immer mehr Stimmen erheben, die die Kriterien der Schutzwürdigkeit ausführen und utopische Visionen entwickeln, in denen bspw. Tiere gleichberechtigte Staatsbürger*innen sind, moralische und ethische Argumente und Argumentationsstrategien gegen das Töten, die Jagd, Zirkus und Zoo und Kriterien liefern und eine tierrechtliche (nicht reformistische) Position vertreten. Bücher zum diesem Thema gibt es bereits einige. Auch philosophische Betrachtungen und Positionen in der Tierethik. Frederike Schmitz bringt es dieser Schriftenreihe auf den Punkt: "Im Rahmen der diversen Tierbewegung eine sinnvolle Balance zwischen unterschiedlichen Standpunkten zu finden und interne Auseinandersetzungen auf ein vernünftiges Maß zu beschränken, wird mit entscheidend dafür sein, welche Verbesserungen für Tiere erreicht werden können." Denn sind wir ehrlich, das Thema wird zuerst auf der tierrechtlichen Ebene, durch einen politischen Aktivismus einen Erfolg für die Tiere erzielen, wobei auf anderen Ebenen immer noch eine Trennung von Mensch und Tier vorHERRscht. Ein politischer, ökonomischer, gesellschaftlicher Wandel im Sinne der Tiere kann eben nur die totale Befreiung bedeuten!