Die wahre Geschichte verbirgt sich unter der Oberfläche, hinter dem Schleier.
Australiens Core-Giganten The Amity Affliction verpacken gnadenlose, rohe Ehrlichkeit in
brachialen Post-Hardcore, bewegende Hooklines und stilsicher-stürmische Riffs. Zwischen blessthefall und Beartooth findet das Heavy-Alternative-Quartett auf ihrem neuen, siebten Album "Everyone
Loves You Once You You Leave Them", dem Debüt auf Pure Noise Records, eine kraftvolle Wirklichkeit aus brachialen Breakdowns, hinschmelzender Catchiness und der schonungslosen Konfrontation mit
den eigenen mentalen Struggles.
Dieses Tabu-Thema in den Mittelpunkt zu stellen bleibt ein Grund, warum sich die Band kontinuierlich zusammenfindet. Seit ihrem Debüt "Severed Ties" von 2008 haben die vier Musiker diese Bindung
beibehalten: Sie veröffentlichten zwei ARIA-Goldalben, "Youngbloods" (2010) und "Chasing Ghosts" (2012), und erhielten gar eine Platin-Auszeichnung für das wegweisende "Let The Ocean Take Me"
(2014). "This Could Be Heartbreak" war ihr zweites Top 30-Debüt in den Billboard Top 200 in Folge, während ihr jüngstes Album "Misery" (2018) sie zu neuen Lobpreisungen der Musikkritiken
aufsteigen ließ – darunter von Alternative Press bis The Noise.
Die wahre Geschichte aber verbirgt sich unter der Oberfläche, hinter dem Schleier. Wenn man die Fassade außer Acht lässt, die oberen Schichten zurückzieht und einen genaueren Blick ins Innere
wirft, kann man die Wahrheit herausfinden. "Social Media ist so launisch", stellt Frontmann Joel fest. "Die Antwort der Internethorde lautet oft: 'Du bist ein erfolgreicher Musiker. Es ist
unmöglich, dass du Depressionen hast. Fuck you!' Die andere Seite wird nicht immer gezeigt. Was wir machen ist ein großartiger Job, und wir sind gesegnet. Aber wie bei allem anderen ist nicht
alles rosig. Wenn jemand stirbt, hört man den Mob sagen: 'Oh mein Gott, dieser Künstler war so eine Inspiration.' Ich hab diese ignorante Feindseligkeit gegenüber psychischen Erkrankungen in der
Musik und anderen Berufen so satt. Wir haben eine Plattform. Wir haben die Möglichkeit, etwas zu sagen – und das ist es, was wir tun." Der bittere Titel "Everyone Loves You Once You You Leave
Them" trägt der Beschäftigung mit diesem existenziellen Thema Rechnung.
Bis heute haben die Gesamtstreams der Band, bestehend aus Joel Birch (Gesang), Ahren Stringer (Gesang, Bass), Dan Brown (Lead-Gitarre) und Jon Longobardi (Schlagzeug), die 200-Millionen-Marke überschritten, Tendenz steigend. Inzwischen haben The Amity Affliction unzählige Headline-Shows ausverkauft und gemeinsam mit zahlreichen Genre-Schwergewichten getourt, darunter Silverstein, Blessthefall, In Hearts Wake, Landscapes, Asking Alexandria, Of Mice & Men, The Ghost Inside, Architects und Stick to Your Guns, hinzu kamen in Europa Auftritte u.a. beim Wacken Festival, Rock am Ring und Jera On Air. 2019 kehrten die Musiker nach Beltsville, MD zurück, um mit dem "Misery"-Produzenten Matt Squire aufzunehmen.
Für "Everyone Loves You Once You You Leave Them" kehrte die Band zurück zu ihrer ursprünglichen Gitarrenarbeit und nahm so härtere Tendenzen an. "Wir haben für den Großteil des Albums unsere
heavy Seite wieder rausgelassen", erläutert Bassist Ahren. "Wir haben versucht, das Handwerk, genau das zu schreiben, was wir auch hören wollen, zu meistern. Auch wenn wir älter sind, kommt die
Reife mit jeder Platte etwas mehr zum Vorschein" stimmt Joel zu. "Wir schrieben auf ganz natürliche Weise, und es fühlte sich großartig an."
Die knüppelnde Vorab-Single "All My Friends Are Dead" gab einen ersten Vorgeschmack auf die Platte, sammelte 1,5 Millionen Spotify-Streams innerhalb eines Monats und wurde von Magazinen wie dem
Kerrang! überschwänglich gelobt. Diesem Song auf den Fersen, schwingt sich die nächste Single "Soak Me In Bleach" aus seinen grungig-knirschenden Gitarren in bisher unbekannte Höhen aus
weitflächigen, aufsteigenden Clean-Gesangseskapaden auf. "Das Bild von 'Soak Me In Bleach' ist keines, welches wir normalerweise benutzen würden", fährt Ahren fort. "Es ist super dunkel, aber es
hat einen eingängigen Grunge-Vibe."
Am anderen Ende des Spektrums erstreckt sich das verletzliche "Aloneliness" von elektronisch infizierten Klangwelten zu einem entwaffnend energetischen Chorus, der seine Pop-Attitüde mit einem
herzzerreißenden Geständnis kompensiert: "Es geht ganz offen darum, bipolar zu sein", verrät Joel. "Es ist der ständige Kampf, herauszufinden, wer ich jetzt gerade bin. Es ist der morbide und
negative Teil meiner Existenz. Zum Glück für mich habe ich die Musik. Ich habe diese tägliche Befreiung auf Tour. Ich weiß nicht, was ich ohne sie machen würde. Es gibt Individuen, die nicht so
viel Glück haben und die darum kämpfen, eine Form von Eskapismus zu haben."
Angetrieben von einem Explosionsschlag und einer Scream-Sintflut, schneidet "Catatonia" wie ein stumpfes Messer tief ein. "Als wir 'Misery' aufgenommen haben, hat sich ein guter Freund
umgebracht", so Joel. "Wir waren allein in Toronto. Das Wetter war miserabel. Sein Tod traf mich wie eine Tonne Ziegelsteine, und ich verbrachte mehrere Stunden auf dem Boden liegend, ohne mich
bewegen zu können." Auf "Forever" behandelt Joel direkt seine bipolare Diagnose und "den Spagat zwischen Glück und Verzweiflung" vor einer unvorhersehbaren, mächtigen Klangkulisse. "Coffin"
schließt darin dicht an und beschreibt die Krankheit als "Blutegel, die die Freude aus allem saugen wollen" mit einer scharf beißenden Achterbahn der Gefühle.
Schlussendlich meinen es The Amity Affliction mit "Everyone Loves You Once You Leave Them" ernst. "Ich möchte, dass jeder weiß, dass es andere da draußen gibt, deren Leben unglaublich aussieht,
aber die dennoch strugglen", fährt Joel fort. "Psychische Erkrankungen sind kompromiss- und rücksichtlos. Du kannst nichts dafür. Es ist nicht deine Schuld. Darum geht es." "Ich würde mich
freuen, wenn die Menschen mit uns auf diese Reise gehen", so Ahren abschließend. "Vielleicht könnte es ihren Tag ein wenig besser machen. Ich lebe für Musik, sie bringt mich dazu, weiterzumachen.
Wenn wir das für jemand anderen tun können, wäre das unglaublich."