OX #148
148 DIN-A-4-Seiten; € 5,90.- + CD
OX-Fanzine, Postfach 110420, 42664 Solingen
www.ox-fanzine.de
Eugen Balanskat (DIE SKEPTIKER) wird 61, schreibt Gedichte von "Träumerei im Wasserstrahl" und Möwenlieder. Kalle Stille sucht indes immer noch nach der "Stimme der Vernunft"
und findet sie in Konzertsuperheld*innen, die in der Hauptsache rumnerven.
Dann finden sogenannte "Punktraditionen" Einzug ins Ox und kurze Artikel erinnern an Dosenbier saufen. Auf Punk-Konzerten Mitklatschen...Ja oder Nein? Alleine für diese Fragestellung hätte es früher Prügel gegeben. Besser wäre es zu diskutieren, ob Schnorren auf Konzis unterstützenswert ist oder respektvolles Tanzen auch auf Crust-Konzerten Pflicht wird. Auch Tom van Laak macht keine Fortschritte und verweilt in seinem ritualisierten Alltag aus Ängsten, Portwein und Kräuterzigarette. Lediglich die Begleitumstände variieren. Redselig und tiefsinnig zeigen sich Justin und Chris #2 von ANTI-FLAG auf ganze 6 Seiten (beinahe ein Novum im OX), erteilen gute Ratschläge für junge Leute und argumentieren dank Bands wie STRIKE ANYWHERE wie Sozialarbeiter. Die Beziehung von Punk in Warschau und Ost-Berlin wird von Szene-Aktivisten debattiert und reflektiert, im Kern geht es aber um die Hindernisse, Repressionen in der DDR und um frei zugängliches Toilettenpapier in Polen. Darüber hinaus gibt es mit Punk in Wien einen dreiteiligen Schwerpunkt von HC Helge, der mit Thomas Reitmayer über seine Doku "Es ist zum Scheissn" sprach, KETTENHUND und mit EXTREM eine der ersten Punkbands in Wien interviewte. Triebi Instabil führt die Punk-History-Reihe weiter und interviewte Anton von UPRIGHT CITIZENS, der noch mal ausführlich die eigene Bandhistory reflektiert und aufbereitet.
Gesamteindruck:
Es zeigt sich wieder einmal, dass Interviews im Kontext mit Zeithistorischen Forschungen gut geeignet für Debattenbeiträge sind. Des Weiteren sind die persönlichen Quellen und die im Rahmen der
Interviews gewonnenen Erfahrungen und Denkansätze auch eine Referenz dafür, wie Punk im urbanen und subkulturellen Kontext "funktioniert" hat.
Interessant ist, inwieweit tiefer greifende Interviews die Vielzahl quantitativer Interviews aus dem Tal der Belanglosigkeit führen und Chancen und Probleme diskutieren.