Am 12. November 1918 verkündete der Rat der Volksbeauftragten - die Revolutionsregierung von SPD und USPD - was fortan für das neue Deutschland zu gelten habe. Dazu gehörte: das allgemeine und gleiche Wahlrecht für Männer* und Frauen*. Die Revolution zum Ende des Ersten Weltkrieges hatte möglich gemacht, was lange Zeit kaum noch eine Frau zu hoffen wagte: Frauen* dürfen wählen gehen.
Die Politikerin und Frauen*rechtlerin Clara Zetkin hatte bereits 1889 über die proletarische Frauenbewegung referiert. Sie forderte die vollständige berufliche und gesellschaftliche
Gleichberechtigung der Frau* sowie ihre aktive Teilnahme am Klassenkampf. In der Praxis aber wurden Frauen* damals wie heute immer wieder diskriminiert und in der männer*dominierenden Welt
ausgeschlossen. Galten Politiker*innen als fachlich kompetent, wurde lobend erwähnt, sie stünden 'ihren Mann'. Setzten sie sich für 'Frauen*'themen ein, galten sie als weiblich und unpolitisch.
Es ging und geht selten um Inhalte, sondern vermehrt um Zuschreibungen und Rollenklischees, die im patriarchalen Denken verortet sind. Gerade Mädchen und Frauen* leiden heute noch unter erlebter
negativer Erfahrungen wie Sexismus, sexuelle/häusliche Gewalt, Gender-Pay-Gap, Hate, Care-Arbeits-Problematik, theologisch begründete Zuschreibungen/Diskriminierungen/Körperverletzungen. Im Kern
also ist der internationale Kampftag nicht nur die Erinnerung an soziale, gesellschaftliche wie politische Errungenschaften - die heute scheinbar selbstverständlich sind - sondern vor allem auch
die Erinnerung daran, dass Gerechtigkeit und Gleichberechtigung allen gegenüber ein Utopie ist, weil das Patriarchat nicht überwunden ist. Auch heute bestimmen bei uns patriarchale Strukturen den
Alltag der Menschen und die meisten Menschen nehmen die durch Konkurrenz, Kriege, Ausbeutung und Unterdrückung insbesondere der Frauen verursachten Leiden nicht als Bedrohung wahr, sondern als
'systematische' und biologische Erklärung. Hieraus resultiert das Problem: Männlich-konnotierte und manifestierte Machtkonzentrationen erhalten eine Ordnung mit all ihren lebenswichtigen
Funktionen und kulturellen Ausprägungen, die sich nicht einfach abschaffen lässt. Anders herum formuliert bedeutet das aber auch, dass soziale Gerechtigkeit, Solidarität und Bürgerbeteiligung für
und mit Frauen* einer subversiven Entpatriarchalisierung zur Folge haben muss.
Dass sieht die AfD anders. Detlev Spangenberg ist seit 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages. Bezogen auf die Debatte über „Frauen in Führungspositionen“ erklärte er am 14.12. 2018 in
seiner Rede im Bundestag, Männer hätten sich mit einer „ungeheuren Energie“ „hochgearbeitet“, während hingegen die Damen „doch eh schon durch alle Instanzen durchgehoben“ worden seien. Auch darf
er die Frage stellen, warum Frauen trotz ihrer Eigenschaften wie „Durchsetzungsvermögen“ (D.S.) „einfach nicht hoch“ kommen und macht die 'fehlende Energie bei Frauen' an ihrem XX-Chromosom fest
und hält eine Frauenquote für verfassungswidrig. Überhaupt geht es in der AfD - bezogen auf die Gleichberechtigung - um ein Weltbild der „Gleichmacherei“: Frauen* dürfen nicht mehr zu Hause ihre
Kinder erziehen und sollen sich mehr um ihre 'natürliche' Herkunft bemühen: Die Familienarbeit. Die AfD positioniert sich gegen Feminismus, gegen geschlechtersensible Pädagogik und
Sexualerziehung – und nicht zuletzt gegen die mühsam erkämpften Rechte von Frauen und LGBTI* auf körperliche und sexuelle Selbstbestimmung. Der 8. März ist heute also wichtiger denn je ein
Frauen*kampftag, um feministische Positionen zu stärken und Rechte einzufordern. Um der Zunahme von Antifeminismus und Frauenfeindlichkeit entschlossen entgegenzutreten, gilt es zu verdeutlichen,
dass die Menschen- und Grundrechte des Zusammenlebens und eine vielfältige, offene Gesellschaft nicht verhandelbar sind.
In diesem Sinne: Der 8. März bleibt ein Kampftag für die Rechte von Frauen und LSBTIQ* und für eine Solidarisierung mit Betroffenen von Diskriminierung und Gewalt.