PLASTIC BOMB #111
48 DIN-A-4-Seiten; € 3,50.-
Plastic Bomb, Heckenstr. 35, 47058 Duisburg
https://www.plastic-bomb.eu/wordpress/
Ronja und die Redaktion haben sich darauf geeinigt, "das Corona-Thema(...)aus der aktuellen Ausgabe raus zu halten." Dennoch ist das Cover eine ironische Anspielung auf die
COVID-19-Beschränkungen/Maßnahmen.
Hausmeister Basti muss sich indes mit anderen Sorgen wie nächtliche Ruhestörung kümmern und weiß auch um die abstrusen Verhaltensmuster hamsterkaufende Nachbarn zu berichten. Auch Sven
hält sich nicht an Ronjas Redeverbot über Corona, kann die #wirbleibenzuhause-Soli_Aktionen im Netz nicht mehr ertragen und hofft, dass sich das Klima der Solidarität gegenüber
Flüchtlinge/Migrant*innen nicht kippt. Damit sich die Stimmung aufhellt bewirbt Ronja eigene Produkte aus dem Labelprogramm, bevor sie Julian kurz und knapp zu der Neuauflage
der Versauten Stiefkinder und VSK befragt, was ein wenig holperig und verkrampft rüberkommt. Richtig brenzelig und politisch wird es in Exarchia, ein
Stadtviertel in Athen, die Folgen von Repression betroffene Personen nach der Räumung der besetzten Häuser und das staatliche Vorgehen werden im 2. Teil von 'The Honey Badger'
skizziert.
Neben Chris Scholz versucht sich nun auch Sven Bock in Satire und beschreibt eine FKK-Geburtstagsparty bei Kai Strafe und einem Dimple Minds-Flair aus MG". Auch
sein OIRO-Interview ist gespickt mit Spitzfindigkeiten, was vor allem an Jonny, Akki liegt, die sich einen guten Schlagabtausch liefern.
Maks Kolumne liefert indes eine Erklärung mit Vorkaufzeit ab, dass er "Lohnabhängiger der Plastic Bomb GmbH" geworden und dafür dankbar ist.
Basti macht aus der Not weiter eine Tugend und kramt in seiner ursprünglich als Lückenfüller begonnenen "Story of a Skinhead" eine Party-Anekdote aus dem Gedächtnis hervor. Das
TURBOSTAAT-Inti ist langweilig und wirkt gequält. Die ANTI FLAG-Tourstory entpuppt sich dann als Fake, denn hier war eine Person mit dem KBAN-Info_Stand
unterwegs, kennt die Band nicht einmal bzw. kann mit der Musik nichts anfangen. Aber zumindest erfahren die Leser*innen, dass die ein der andere Location den "Charme einer städtischen Turnhalle"
hat.
Gesamteindruck:
Wahrscheinlich hat Ronja Angst, dass wilde Verschwörungstheorien und Mutmaßungen im P.B. Einzug halten. Doch dafür ist ja zum Glück Basti an Bord, der das wieder gut recherchiert im Faktencheck widerlegen kann. Neben den politischen Artikeln und Bastis "Geschichten aus der Gruft"-Kolumne gibt es wenig qualitativ hochwertige Artikel, von den Interviews ganz zu schweigen. Vieles wirkt gequält und aus der Not geschrieben, wenig tiefgründig oder motiviert. Das ist schade, aber spiegelt auch die derzeitige P.B.-Situation wider. Denn wenn die Standards die eigentlichen Highlights sind, sollte die Redaktion mal in Klausur gehen, um die Zukunft des Zines deutlich klar zu strukturieren und mit qualitativen Inhalten füllen, die platzbedingt nicht lieblos und inhaltsleer ausfallen.