LOTTA #79
68 DIN-A-4-Seiten; € 3,50.-
Lotta, Am Förderturm 27, 46049 Oberhausen
www.lotta-magazin.de
Der Schwerpunkt zeigt sehr deutlich, wie wichtig eine antifaschistische/antirassistische Erinnerungs- und Gedenkkultur ist. Denn zum einen bleiben die Opfer nicht vergessen, zum anderen bleiben
die Taten Teil einer systemtragenden pseudo-identitätsstiftenden Ideologie, ausgerichtet, ganze Menschengruppen zu stigmatisieren, auszugrenzen und zu ermorden.
Dabei müssen die Verbrechen in der deutschen Kolonialgeschichte, die NS-Verbrechen und der Holocaust, also historische Belege als Ausgangspunkt einer kritischen Reflexion betrachtet und die
Folgen für die Gesamtgesellschaft analysiert werden, eine Herausforderung, das Erinnern an rassistische Verbrechen immer wieder aufs Neue zu einer Quelle gesellschaftlicher „Selbstbeunruhigung“
zu machen. Im Zuge dessen gilt es, ein Geschichtsbewusstsein zu vermitteln, das das Wissen um das Geschehene und den vergleichenden Blick auf das Heute benötigt.
Antifaschistische/antirassistische Erinnerungspolitik kann so zum Ausgangspunkt einer kritischen Reflexion der Gegenwart werden.
Der Schwerpunkt zeigt aber auch auf, inwieweit jüngste rechtsterroristische und rassistische Anschläge wie in Hanau begegnet werden, um Lernorte zu schaffen, Räume des Zusammenbleibens, des
Trauerns und des Erinnerns. Das beruht zumeist auf Initiativen, die Demos organisieren, die Widerstand organisieren, sich dafür einsetzen, Straßen umzubenennen, die Verbrechen dokumentieren und
aufzeigen wie kollektives Vergessen und Erinnern strukturiert ist.
Gesamteindruck:
In der antifaschistischen und antirassistischen Erinnerungs- und Gedenkkultur gibt es zahlreiche Beispiele, die auch gerade in jüngster Zeit hoffen lassen, antifaschistische Geschichte zu vermitteln und antirassistische Projekte und Initiativen zu stärken, mit dem Ziel, authentische Orte der Erinnerung und des Gedenkens zu gestalten, die eigene Bewegungsgeschichte zu recherchieren und aufzubereiten, exemplarische Biographien ins Gedächtnis festzuschreiben (hier: Walter Benjamin) und eine besondere Verantwortung für antifaschistisches Engagement in die Gesamtgesellschaft zu vermitteln. Das braucht starke Bündnisse, gerade in Zeiten, wo die extreme Rechte erstarkt und bis in die Parlamente erfolgreich wirken kann.