Ein Hörbuch namens Kotze - Punk-Ikonen vertonen das Idiotenleben von Alex Gräbeldinger
KIDNAP MUSIC/CARGO
ISBN: 978-3-9812772-5-8
Limitierte Metalldose- Deluxe-Box: Enthält das "Hörbuch" auf einem USB-Stick im Teddybär-Design, Aufnäher, Samtbeutel, Bierdeckel, 28-seitiges Booklet, Button, Postkarte, 3 Sticker, handsignierte
Grußkarte und Mini-Baumwolltasche.
MC Motherfucker (Terrorgruppe), Luise Fuckface (Lulu & die Einhornfarm), Tobias Scheiße (Hammerhead), Wally Walldorf (Toxoplasma), Achim Lauber (Detlef, Supernichts), Flöter (Pascow), Gin
Tastique (Divakollektiv), Schlaffke Wolff (Zwakkelmann), Oile Lachpansen, Jörkk Mechenbier (Love A, Schreng Schreng & La La) lesen 21 Episoden aus den Büchern »Bald ist Weltuntergang, bitte
weitersagen!« und »Verloren im Weltall, verwahrlost auf Erden« von Alex Gräbeldinger. Enthält zusätzlich 22 Songs der genannten Bands. Gesamtspielzeit: 184 Minuten!
Gesamteindruck:
Alex skizziert in seinen Büchern seine Lebensgeschichte und nutzt das Schreiben als Therapiemittel, um die psychodynamischen Erfahrungen aufzuarbeiten. Insofern sind die von ihm beschriebenen Situationen orientierte Behandlungen aus einem spezifischen Beobachtungszeitraum. Alex verarbeitet die Erfahrung integrativ und arrangiert sich innerlich mit seinen Psychosen. Damit schafft er sich die Voraussetzung, die Hoffnung auf den Traum vom Leben in der Gosse nicht aufzugeben, bleibt aber meist ein hoffnungsloser Fall. Auffällig ist seine herrlich erfrischende Selbstironie und der Wortwitz, aber auch die ungeschönt offene Art, das Private und Persönliche als eine Coming-of-Age-Geschichte zu erzählen. Und ebendieser Humor wird von den Erzähler*innen wenig überzeugend übertragen. Schlimmer noch, sind einige der sogenannten Punk-Ikonen wie Wally von TOXOPLASMA richtig schlecht akzentuierte Verbalakrobaten. Funktioniert die eigene imaginäre innere Stimme zusammen mit den daraus resultierenden Kopfkinobildern beim Lesen der Geschichten in den Büchern hervorragend, bleibt hier eine gewisse Distanz, die dem Antihelden nicht gerecht wird. Meine Lieblingsvorleser*innen sind Gin Tastique und Achim Lauber, wo ich von beiden noch gerne mehr hören würde. Die Aufklockerung durch ausgewählte Songs von den "Punk-Ikonen" bereichern die notwendige Pause, das Gehörte zu verarbeiten oder zu ignorieren. Die Grenze zwischen Selbsterfahrung und -entfaltung einerseits und das charakteristische Selbstporträt eines Losers andererseits ergeben ein emotional-soziale kaputtes Gesamtbild voller Selbstzweifel und Ängste. Und mir scheint, als hätten die Vorleser*innen das nicht verinnerlicht oder einfach auch ignoriert. So bleibt eine gute Idee und eine überaus schmucke Metalldose mit diversen Gimmicks, die an sich schon den Wert haben, Alex' Leiden und den Weltschmerz im Alltag spürbar angenehmer zu machen.