HUMAN PARASIT #18
92 DIN-A-4-Seiten; €4,00.-
humanparasit@web.de
Bäppi hat ein gutes Gefühl, wenn er Schallplatten kauft und verspürt den Drang, seine Sammlung erweitern zu müssen. Vielleicht ist das aber auch nur eine Suchtverlagerung, um Katastrophen und
Krisen zu bewältigen. Dagegen hilft auch eine Portion Sarkasmus, den Bäppi erneut im allerfeinsten Herbert Feuerstein-MAD-Style in "Fuck Off deine Meinung", auch ohne Horrorskop - dafür mit In's
und Out's - offenbart.
Sein Vaterdasein reflektiert Bäppi in 5 pflegeleichten Kapiteln, in denen es um "Oskar...oder wie stelle ich mich neuen Herausforderungen" geht, aber hauptsächlich um
Körperausscheidungen und stinkende alte Omas, die sich als Babysitterin tarnen und in der Klärgrube entsorgt gehören.
Uwe von KOMMANDO MARLIES entsorgt lieber Aldibier und seit Tochter Lotte da ist, weiß er, das es nicht immer nur um ihn geht, macht aber trotzdem noch Unsinn und
erhofft sich viel von der "Geheimzutat Liebe". In der Rubrik "Goodbye Deutschpunk" berichtet David über den ausgeträumten american dream, wie er sich "über Wasser hält" und wie er Punk und
Erziehung in Einklang bringt. FAUST X BEIN sind bekennende "Asselterrorfans" und Bäppi verlässt gängige Interview-Fragenmuster, indem er mit langem Atem vom Dachboden
bis zum Keller ausholt und am Ende nicht mehr weiß, was er eigentlich wollte, aber seine gesammelten Gedankengänge wie im Rabattmarken-System als Gutschein einlöst, was Patzer,
Nico und/oder Dave als Gegenleistung unbeirrt, gut sortiert und strukturiert meistern.
Bäppi stellt Black Square vor, anstelle direkt mit Fini und Bonny zu sprechen. Die Rubrik "Punk aus Hannover" wird eingestellt, weil Bäppi nun in Heinde und mehr dran an
Hildesheim wohnt. Im Literarischen Duett streiten Alex, Bäppi und Ollo über Kommerz im Punk bezüglich Eintritts-, Vinyl- und Shirtpreise, was zum einen die unterschiedlichen
Preise der Anbieter*innen erklärt und die jeweilige Kostenaufstellung aus Expertensicht transparent macht.
Gesamteindruck:
Das aktuelle HUMAN PARASIT ist eine Mischung aus Apotheken-Umschau, Fachblatt und Ratgeber für Väter, Punker und die, die es werden wollen. Es geht hier ums Eingemachte, selbst wenn dieses auch mal in Scherben liegt oder im 10-Liter-Eimer gärt. Es ist die Liebe zum Detail und der Blick über den Tellerrand, respektive Misthaufen, hinweg, um die Evaluation von Punk neu zu denken und bedürfnisorientiert anzupassen. Einen Leitfaden gibt es dafür nicht, aber die Rechtfertigung, lieber auf dem Sofa Netflix-Serien zu schauen und zu schmusen, als mit Iro und Nietenjacke auf dem Fendt posieren. Es muss authentisch sein. And so is Bäppi oder wie die Leute in Heinde sagen würden: Wer einen guten Nachbarn hat, braucht keinen Zaun. Punk ist eben gelebte Willkommenskultur!