Das Jahr 2020 war und ist immer noch geprägt von Krisen, die uns daran erinnern sollten, wie nahezu jede Ordnung (soziale, wirtschaftliche, gesellschaftliche) aus dem Gleichgewicht gerät. Im Fokus standen und stehen unsoziale Begleiterscheinungen, die einhergehe mit Ängsten, Sorgen und Nöten und damit verknüpft, Effekte, die das moralisch Verwerfliche zum Vorscheinbringen: Gier, Neid, Egoismus, Ungerechtigkeit.
Die Abwehr und der Widerstand gegen die Administration des Staates wiederum führt zu Radikalität, zu Extremen wie wir sie in jüngster Zeit gehäuft auf sogenannten Querdenker-Demos sehen: Menschen, die staatliche Einmischungen in die persönliche Freiheit und Grundrechte, staatliche Maßnahmen als Diktatur definieren, dabei aber ihr Handeln in der Krise als Machtinstrument missbrauchen, um Ausgrenzungs- und Abwertungsideologien zu propagieren. Das Instrument dieser Machtausübung soll also eine extrem rechte Ideologie durch die Bevölkerung legitimieren und in das gesellschaftliche, soziale und politische System etablieren. Erst wenn diese nicht bestanden werden kann, kommt es zu einer „Systemkrise“ und damit zu einer revolutionären Situation. Dabei überrascht mich, das durch die in der Not herbeizitierten und propagierten rechten Inhalte als Rechtfertigung für eine Lösung herhalten, die aus einer Reflexion heraus ebenjene Freiheit und Grundrechte massiv einschränkt. Nicht das Virus ist das Problem, sondern der Moralismus, die Unterscheidung zwischen Recht und Unrecht, Gut und Böse...als käme dem Mensch plötzlich in den Sinn, Begriffe wie Gerechtigkeit als symbolträchtiges Instrument nicht nach ihrer Sinnhaftigkeit und Bedeutung im denkenden Verstehen zu betrachten oder als geschichtsphilosophische Frage zu debattieren, sondern rein aus egoistischen Motiven heraus einzufordern.
Querdenken heißt nichts anderes als eine rechte Anti-System-Haltung
Wenn die Krisen als Synonym für die eigenen persönlichen Katastrophe gleichzusetzen ist, dann wird auch das eigene Unvermögen offenbar, die sozialen und ökonomischen Dimension der Krisen als ein Wandel im gesellschaftlichen Leben zu betrachten, das erst durch die Intensität, Gewaltsamkeit und Schnelligkeit zum Konflikt führt, die die Gesellschaft und Politik spaltet, wie wir es aktuell in den USA beobachten können. Meiner Meinung nach wäre es sinnvoller, eine Revolution anzustreben, eine alternative Praxis, in denen Kombinationen aus Vergesellschaftung und Vergemeinschaftung zu einem sozial-gerechten Gelingen beitrügen. Gewiss wäre jedes ausreichende Grundeinkommen mit einem Umverteilungsprogramm von oben nach unten verbunden; das allein macht aber noch keine Gesellschaft, die den Fossilismus, den Produktivismus und den Konsumismus hinter sich lassen kann. Erst die Wiedereinbettung der Lebensweisen in eine politische Ökonomie selbstbestimmter und selbsttätiger Versorgungsstrukturen, in eine Ökonomie wirklicher Energie- und Ernährungsautonomie könnte diese Wende einleiten. Wichtige Aspekte: Solidarität, Respekt und Teilhabe! Alles andere würde in eine Katastrophe führen!