TRUST #205
68 DIN-A-4 Seiten; €3,50.-
Trust Verlag, Dolf Hermannstädter, Postfach 110762, 28087 Bremen
https://trust-zine.de/
Dolf hat seine TRUST-Kolumnen aus den Ausgaben #126 bis #200 als Buch veröffentlichen lassen, hoffentlich wurden die redigiert, denn Dolf neigt zu vielen Rechtschreib- und Grammatikfehlern, was
ein flüssiges Lesen erschwert.
Jan Röhlk ist immer noch ganz ehrfürchtig ob seines Campino-Interviews und reflektiert vergangene Interviews und Begegnungen mit Interviewpartner*innen, die so manches Heroe-Image abschwächt und
wundert sich, dass es noch Leute in der HC-'Szene' gibt, die keine Tattoos haben. Mika ist Kaffee-Junkie, war es aber nicht immer und berichtet wie er von Tee auf den Geschmack des schwarzen
Goldes stieß.
Rossi von BASTARD royalty hängt weniger den guten alten Zeiten nach und reflektiert/skizziert diese dann doch, weil Jan Röhlk entsprechend Fragen zu Vergangenes und zu Benz-Town,
Punk-HC-Crust-Sozialisation und ehemalige Bands stellt. Rossi wundert sich mitunter, weil Jan einiges "verwurstet" (durcheinanderbringt), hört am liebsten DOOM und Musorgsky. Noch beim ersten
TRUST-Interview träumten MANTAR vom Erfolg, heute stellen die Möglichkeiten, die sich ergeben haben, die Erwartungen von vor 5 Jahren in den Schatten. Die Arbeit zum Erfolg hat aber auch enorme
physische wie psychische Spuren hinterlassen. Hanno und Erinç leben von der Musik, wissen aber, dass der Erfolg temporär (beschränkt) ist und Hanno würde sich mehr über Bands freuen, die so
klingen wie sie selbst.
bela interviewt Bela (DÄ). Da trifft Fan auf Vorbild, genauso wie in der vorherigen Ausgabe Jan auf Campino traf. Mit dem Unterschied, dass dieses Interview hier noch
eindringlicher und tiefgreifender ist. Bela nimmt sich Zeit und beantwortet auch Fragen zu SOILENT GRÜN-History, Punk-Verständnis, DÄ-Phase in den 90er Jahren, obwohl er eigentlich "nur" über die
neue Platte sprechen will. Ralf Bock von ATTACK OF THE MAD EX-MAN erklärt das Band-Image, welches in der Tierwelt angesiedelt ist, denn sie verkleiden sich als Biene Maja und
Weinbergschnecke, um ihren Krach niedlich und harmlos wirken zu lassen. Ernster wird es in der "essayistischen Reportage" über Jan Röhlks Besuch in der Gedenkstätte
Auschwitz, der Schuldfrage, erinnert an den Songtext der holländischen Punk-Band BOBWIRE, deren Sänger Erick diesen nach dem Besuch in Bergen-Belsen schrieb und zitiert 3
Aussagen von George Shaw über Gleichgültigkeit.
Gesamteindruck:
Eine sehr abwechslungsreiche Ausgabe mit gut geführten Interviews und einer großartigen Balance zwischen Fun, Punk-History und Ernstes.