PLASTIC BOMB #113
48 DIN-A-4-Seiten; € 3,50.-
Plastic Bomb, Heckenstr. 35, 47058 Duisburg
https://www.plastic-bomb.eu/wordpress/
Ronja ist sich weiterhin unsicher, wie die Redaktion mit dem Thema Corona umgehen soll, wirbt bei den Leser*innen für ein P.B.-Abo, um die Verluste am Kioskverkauf usw. abzuschwächen, surft
gelangweilt durch Insta-Stories und übernimmt eine Fledermaus-Patenschaft.
Sven indes ist skeptisch, PoC-Menschen aufgrund erlebter Diskriminierungsmaßnahmen auf diese zu reduzieren und kritisiert die solidarische Identitätspolitik, wie sie im "Maximum
Rock 'n' Roll Fanzine" betrieben wird und definiert diese Praxis als positiven Rassismus
Positiv angetan ist auch Häktor von DRITTE WAHL und startet mit einer Corona-Frage. Gunnar erklärt den neuen Plattentitel mit der 3D-Idee und wie es sich anfühlt, für
den ROCKPALAST nur vor Kameraleuten zu spielen.
Ronja erklärt in ihrer Sichtweise die Entwicklung zu den Schallplattenpreisen und plädiert, lieber direkt bei den 'Szene'-Mailordern zu bestellen und nicht bei den bösen
Konzernen, weil die 'kleineren' Labels/Mailorder schon vor Corona am Existenzlimit gearbeitet haben.
Hendrik berichtet im 2. Teil über die DIE SCHWARZEN SCHAFE-Tour in Argentinien, über Isenbeck-Bier aus Hamm in San Miguel, Besuch in der Pommesbude, Masters of the
Universe-Hörspiele und die Melancholie nach dem letzten Akkord.
Andi befragt Rod von DÄ am Telefon zum neuen Album, zur ausgefallenen Tour und über den teuren Preis der Do-LP. JACK POTT wissen, dass ich
heutzutage der Punk selbst kaputt macht und auch HASS macht kaputt, was längst kaputt ist, kommen sie aber ja auch aus einer Zeit, wo Punk noch 'aus dem Bauch ab in die Fresse'
war.
Mita vom "Kolektif Needle n Bitch" berichtet über sich und dem Kollektiv, das einen sicheren Ort für Frauen*, Trans-Menschen etc. schafft, aber auch einen Ort, eine
Situation und einen Zustand, um jedem/r, der/die in dieser sexistischen, patriarchalischen und homophoben Gesellschaft keinen Zugang dazu hat, ein sicheres und komfortables Gefühl zu bieten,
organisiert Konzerte. Mita berichtet aber auch über die politisch aktive 'Szene' in Bandung und über das sehr gute indonesische subkulturelle Netzwerk.
Luise Fuckface hat in Kooperation mit Philipp einen Artikel über "Sexismus gegen Musikerinnen" geschrieben. Die Vorwürfe sind indes nicht neu, aber immer noch
bezeichnend für die Punk- und HC-Community, in der verbale Ausfälle und physische Übergriffe stattfinden und auf Festivals nach wie vor eine Frauenquote diskutiert werden muss und selbst dann
Frauen aufgrund ihres Geschlechts diskutiert werden, nicht aber wegen ihren musikalische Fähigkeiten als Musikerin.
Gesamteindruck:
Die andauernden Maßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie machen sich auch beim P.B. bemerkbar. Ronja stellt die langfristige Wirtschaftlichkeit des Zines im Verhältnis zu Konsumgewohnheiten der Leser*innen gegenüber. Dabei ist ein guter redaktioneller Inhalt eine gute Investition, um das Vertrauen jenseits der Gesundheitskrise, dem menschlichen Drama sowie den massiven Maßnahmen der Regierung aufrechtzuerhalten, ohne das von Ronja propagierte 'business as usual'-Prinzip auszuformulieren. Die aktuelle Ausgabe hat mit Luise Fuckface' Artikel und dem "Kolektif Needle n Bitch" sehr gute Highlights, die zum einen diskursorientiert sind und zum anderen einen praxisnahen DIY-Aktionismus aufzeigen. Das könnte meiner Meinung nach ruhig mehr in den Fokus rücken, als ständig nur die belanglosen musikrelevanten Inhalte runter zu brechen, die zudem oberflächlich und qualitativ wenig gehaltvoll bestückt sind.