Mehr als 13 Milliarden Euro an öffentlichen Geldern fließen jedes Jahr auf verschiedenen Wegen in Erzeugung, Verarbeitung und Vertrieb von Fleisch, Milch und Eiern. Das ergibt eine Studie, die am Donnerstag vom Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ veröffentlicht wurde. Das Bündnis kritisiert die Subventionen und fordert den drastischen Abbau der Tierbestände und eine umfassende Transformation von Landwirtschaft und Ernährung.
Die Studie fasst erstmals zahlreiche staatliche Fördermaßnahmen zusammen, die der umstrittenen Tierindustrie zugute kommen – darunter u.a. die reduzierte Mehrwertsteuer für Tierprodukte,
EU-Direktzahlungen, Sozial- und Beratungsleistungen für Tierhalter*innen sowie verschiedene Posten aus dem Haushalt des Bundesagrarministeriums. Darüber hinaus führt die Studie weitere
Fördermaßnahmen an, die aufgrund mangelnder Daten nicht quantifiziert werden konnten.
„Längst ist klar, dass die Erzeugung von Fleisch, Milch und Eiern maßgeblich die Klimakrise verschärft. Das massive Leid, das Millionen von Tieren in Mastanlagen und Schlachthöfen erfahren, sorgt
regelmäßig für breite Empörung in der Bevölkerung. Die Förderung der Tierwirtschaft durch gigantische Summen aus öffentlichen Mitteln ist daher ein politischer Skandal“, sagt Dr. Friederike
Schmitz, eine der Autor*innen der Studie.
Das Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ fordert den Ausstieg aus der Tierindustrie: „Die öffentlichen Gelder, die derzeit in diese Industrie fließen, müssen stattdessen dazu genutzt
werden, eine ökologische und solidarische Agrarwende zu finanzieren“, heißt es in der Studie.
Im Einzelnen schlägt das Bündnis vor, klare Ziele für eine schnelle Reduktion der Tierbestände zu setzen und gute Alternativen für Beschäftigte zu schaffen, z.B. durch Ausstiegsprogramme für
Tierhalter*innen. Ökologische und solidarische Anbauprojekte, Umwelt- und Klimaschutz sollten gezielt gefördert werden.
Zugleich brauche es eine entsprechende Ernährungswende, um den Konsum von Tierprodukten zu senken. Dabei kritisiert das Bündnis Maßnahmen, die allein auf eine Preissteigerung für Tierprodukte
setzen, wie sie auch die Borchert-Kommission empfiehlt.
Dazu sagt Mitautor Friedrich Kirsch: „Für eine soziale und demokratische Ernährungswende braucht es gesellschaftliche Entscheidungsräume jenseits der individuellen Geldbeutel. Gute Nahrungsmittel
sind ein Grundbedürfnis und sollten von demokratisch kontrollierten Betrieben anstelle von profitorientierten Konzernen bereitgestellt werden.“ Außerdem fordert das Bündnis einen Ausbau
solidarischer Gemeinschaftsverpflegungen, in denen die Nutzer*innen das Speiseangebot partizipativ mitgestalten können, sowie umfassende Bildungskampagnen über die Folgen der Tierindustrie.
Für den 5.3.21 um 10 Uhr hat das Bündnis anlässlich der Veröffentlichung der Studie und als Protest gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung eine Kundgebung vor dem
Bundeslandwirtschaftministerium angekündigt. Dort wird u.a. eine Performanceaktion stattfinden.
Kundgebung in Berlin: Freitag, 5.3., 10 Uhr vor dem Bundesagrarministerium (Wilhelmstraße 54)