· 

PLASTIC BOMB #114

PLASTIC BOMB #114
PLASTIC BOMB #114

PLASTIC BOMB #114
48 DIN-A-4-Seiten; € 3,50.-
Plastic Bomb, Heckenstr. 35, 47058 Duisburg
https://www.plastic-bomb.eu/wordpress/
Ronja steckt im Dilemma eines Plastic Bomb-Image, das sie und die neue Redaktion von vielen Leser*innen aufgedrückt bekommen. Das Problem ist, sich von diesem Image zu lösen und gleichzeitig die Leser*innen davon zu überzeugen, dass die "neue" Ausrichtung und der Kurswechsel Ausdruck des Wandels ist, den u.a. Ronja mit Impulse zur Veränderung erklärt.

Die Musik der isländischen Band Kælan Mikla ist dunkel, ist geheimnisvoll und erinnert ein wenig an Bauhaus, ein wenig an die frühen Joy Division Songs und lässt keinen Frohmut zu. Ein dunkler Bass im Kontrast zu dem teils schrillen und fast schreienden Gesang Laufeys, unterstützt von Halleffekten erzeugen eine apokalyptische Atmosphäre. Sie selbst bezeichnen ihre Musik als „no wave, poetry punk“.
M84 erklärt die Verknüpfung zwischen Punk und Graffiti, denn "Parolen und politisches Graffiti" sind zutiefst anarchisch und den Unterschied zu Streetart.
Ronja spielt "Bullshit-Bingo" und erklärt, warum es dumm ist, sexistisch zu sein, anhand von Sätzen, die so oder so ähnlich jeder Mann* wohl schon einmal gegenüber einer Frau* hat fallen lassen. Meist werden solche Sätze nicht mal mehr als belästigend oder sexistisch angesehen, sondern werden abgetan mit den Worten "Stell dich doch nicht so an." Oft sagen Frauen* nicht einmal was und stecken sich selbst in Schubladen, verlieren sich in Geschlechterklischees, weil sie sich verhalten, wie andere es von ihnen erwarten. Sexismus ist schon so fest in so vielen Denkweisen verankert, dass es teilweise schwer ist, sich davon abzuwenden. Eine "Bullshit-Bingo"- Forstsetzung wird folgen.
Stemmen gesteht seine Liebe zu BASH!, ist Fan und BASH!-Boy und resümiert den "passenden Soundtrack zum Dorfpunk-Sein" in den 90er Jahren als fester Bestandteil der lebendigen Szene an Rhein und Ruhr.
THE BABOON SHOW wünschen sich ein Ende dieser Pandemie und vermissen Schweiß und Energie auf Live-Shows.
Rogers Artikel und Interviews skizzieren das Problem Rassismus im Punk. Dagegen hilft Selbstkritik (Selbstreflexion) , Abbauen von Corlorblindless durch direkten Austausch mit BiPocs, wobei ein direktes Gespräch nicht ein ganzes Menschenleben - geprägt vom alltäglichen Rassismus - erklärt. Es geht um Frisuren (weißsein und Dreadlocks ist eine kolonialrassistische Praxis), um den Einfluss von Riot Grrrl auf die PoCs und warum so wenig PoC Teil der Punk"szene" sind.
Für Löber ist DETLEV ein "bisschen Fuchsschwanz  am Mofa(...)Anarchronimus der 70er Jahre", die den ahnungslosen Punk zu Dosenbier und Faustkampf verführen. Wenn das der Führer wüsste.

Gesamteindruck:

 Die aktuelle Ausgabe thematisiert u.a. Aspekte wie Sexismus und Rassismus, die in ganz unterschiedlichen Varianten auftreten. In den jeweiligen Artikeln werden Vorurteile und anzügliches Verhalten oder rassistische Äußerungen gegenüber PoCs anhand vieler Erlebnisse/Situationen skizziert, die viele Fragen offen lässt, im Kern aber das Ineinandergreifen von Rassismus und Sexismus in Strukturen erklärt, queere Sexismuskritik aufgreift und heteronormative Denkmuster und Handlungen in der Punk-Community in Diskurs bringt. Da fällt der restliche Inhalt etwas ab und Intersektionen von Rassismus und Sexismus wirken damit kategorisierungsbezogen. Mit derartigen Thematisierungen wird der Phänomen- und Problematisierungsbereich weniger erweitert, als readktionell vielleicht angestrebt.