Tierbefreiung #110
108 DIN-A-4-Seiten; €4,00.-
die tierbefreier e.V., Postfach 160132, 40564 Düsseldorf
https://www.tierbefreiershop.de
Die aktuelle Ausgabe der TIERBEFREIUNG untersucht Aspekte nach Kunst und Kultur in der Tierbefreiungsbewegung. Damit möchte die Redaktion einerseits zeigen, welche Rolle Kunst im Kampf für die
Befreiung von Menschen und anderen Tieren spielen kann. Andererseits aber auch den Künstler*innen und Kulturschaffenden der Tierbefreiungsbewegung eine Bühne bieten.
Im restlichen Heft findet ihr unter anderem einen Bericht von der Schlachthofblockade am 1. Februar 2021, zwei kritische Texte zur „Revolutionären Realpolitik“ mit dem Wunsch, damit einen Diskurs
zu starten und die neuesten Entwicklungen aus den verschiedenen Tierausbeutungsindustrien.
Kultur setzt Gegebenheiten und Dinge in ein Verhältnis zueinander. Kultur bildet dadurch ein Beziehungsgeflecht in dem wir uns selbst verorten können. Kunst lässt uns Dinge, die wir vorher
vielleicht nicht gesehen haben, neu entdecken. Natürlich ist das sehr abhängig von uns selbst und was wir daraus machen. Mirjam Rebhan und Tom Zimmermann sehen Kunst und Kultur
als eine Chance, „die wir als Tierbefreiungsbewegung nutzen können.“ Mensch-Tierverhältnisse darstellen, dokumentieren, kritisieren und neue Ideen vermitteln. Toms zweiteilige Exkurse
diesbezüglich führt diese Aspekte aus und soll „aufgrund ihrer vielfältigen Möglichkeiten als Teil eines politischen Kampfes für die Befreiung von Mensch und anderen Tieren gesehen werden.“
Lena Wenz mag Kühe, sieht sich selbst nicht als Künstlerin und gibt im Interview Einblicke in ihrem Schaffen, Kühe mit „It's cowtime“ zu illustrieren, als Möglichkeit, Umdenken und
Andersdenken zu erreichen. Luise Weinhold schreibt Gedichte über Tierrechte, Sarah Heuzeroth ist es als Illustratorin ein Anliegen und eine Verantwortung, ihr Können bewusst als Mittel
einzusetzen, um eine gerechtere und grünere Welt zu schaffen. Anna-Lena Klapp kritisiert die NETFLIX-Serie „The Game Changers“ als Glorifizierung toxischer Männlichkeit in Bezug auf Veganismus,
der in einer patriarchalen Wertevorstellung verharrt und sie grün wäscht.
Colin Goldner ist ein Kunstbanause und erklärt seine Kunstbanausenposition, hinterfragt, ob Kunst alles dürfe und zeigte sich dennoch begeistert von der Ausstellung „I wanna be your dog
II: Animal liberation in der aktuellen Kunst“, weil er hierdurch einen Bewusstseinwerdungsbeitrag erfahren hatte.
Chris Moser ist bildender Künstler und Tierrechts-Aktivist, der Tierbefreiungs-Themen in der Kunst vermisste, um sie selbst zu reproduzieren.
Tom Zimmermann geht der Frage nach, ob Archive, Bibliotheken und Museen für die Tierbefreiungsbewegung relevant seien. Und ja, diese können je nach Art Orte des politischen Aktivismus
sein.
Gesamteindruck:
Kunst kann dazu genutzt werden, um das eigene Tun und Vorhaben zu reflektieren. Das machen sich einige der hier vorgestellten Künstler*innen/Illustrator*innen auch deutlich, können so in Bezug auf Tierrechte neue Blickwinkel schaffen, sowie durch kritische Reflexion und Auseinandersetzung vorhandene Denkmuster aufweichen und Tierrechts-Themen erfahrbar machen. Ob Film, Buch, Comic, Museum, Musik. Kunst schafft vielleicht Unerwartetes auf individueller Ebene. Und einen anderen, besseren Umgang im Mensch-Tierverhältnis.