PETA wurde über ein Exotenportal auf einen Händler aus Bitterfeld-Wolfen aufmerksam, der im Internet „wenige Wochen alte Affenbabys zum Weiterfüttern“ anbot. Mitarbeiter der Organisation gaben sich als Interessenten für die Weißbüschelaffenbabys aus. Vor Ort stellte sich heraus, dass der Betreffende im Garten verschiedene Affenarten hält und mit ihnen seit einigen Jahren handelt.
Laut dem Händler werden die neugeborenen Weißbüschelaffen zehn bis 14 Tage nach der Geburt der Mutter entrissen und mit der Flasche großgezogen. Weißbüschelaffenkinder so frühzeitig von ihren Eltern zu trennen, kann zum Tod der Jungtiere führen und ist eine Straftat nach Paragraf 17 Nr. 1 des Tierschutzgesetzes. PETA verständigte die Polizei sowie die zuständigen Behörden und erstattete Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau. Diese hat unverzüglich ein Strafermittlungsverfahren eingeleitet (Az.: 309 Js 9243/21). Die Tierrechtsorganisation fordert, dem Verdächtigen die Affenkinder sofort zu entziehen und in professionelle Obhut zu übergeben. PETA fordert außerdem ein generelles Tierhalte- und Betreuungsverbot exotischer Tiere in Privathand.
„Der völlig unkontrollierte und kriminelle Handel mit exotischen Tieren nimmt immer schlimmere Ausmaße an – auch weil die Nachfrage nach Affen, Stinktieren und anderen exotischen Wildtieren stetig steigt. Seit Jahren macht der Exotenhändler aus Bitterfeld-Wolfen mit dem Verkauf von Affenkindern viel Geld und entreißt dabei regelmäßig einer Affenmutter ihre Kinder“, so Jana Hoger, PETAs Fachreferentin für tierische Mitbewohner. „Tierhändler werden immer skrupelloser, und ihre unmoralischen Geschäfte hinterlassen sowohl psychisch kranke Lebewesen als auch überfüllte Tierheime und Auffangstationen, wenn die Halter und Halterinnen mit den Tieren überfordert sind.“
Aktueller Fall in Bitterfeld-Wolfen keine Ausnahme
Vor Ort berichtete der Händler gegenüber den vermeintlichen Interessenten, dass er bereits seit einigen Jahren Affenbabys an Menschen in der ganzen Welt verkauft. Bei Drillingsgeburten der Weißbüschelaffen wird eines der Kinder direkt im Anschluss von der Mutter getrennt. Neben Weißbüschelaffen, Rothandtamarinen und Seidenäffchen hält er zudem vom Aussterben bedrohte und daher geschützte Lisztaffen. Weitere Tiere seien aus Platzgründen bei dem Vater des Händlers untergebracht. PETA weist darauf hin, dass Primaten zu den am meisten gehandelten exotischen Säugetieren auf Verkaufsplattformen im Internet gehören. In Deutschland werden der Handel und die Haltung von sogenannten Exoten in Privathand weitestgehend nicht kontrolliert. Sofern der Preis stimmt, werden auch streng geschützte und äußerst empfindliche Tierarten selbst an Laien verkauft. Durch die hohen Sterberaten als Folge der mangelhaften Haltung und Pflege bleibt die Nachfrage auf einem konstant hohen Niveau. Eine Studie des Bundesumweltministeriums bestätigt zudem, dass der Handel mit exotischen Wildtieren zum weltweiten Artensterben beiträgt.
Exotische Tiere als Gesundheitsrisiko
Nicht erst seit der Corona-Krise ist bekannt, dass exotische Tiere ein Reservoir für gefährliche Krankheitserreger sein können: Tiere wie Affen, Schlangen oder Schildkröten sind häufig mit ansteckenden Darmparasiten wie Würmern oder Giardien infiziert, die auch auf den Menschen übertragbar sind. Schätzungen des Robert Koch-Instituts zufolge rührt jede dritte Salmonelleninfektion bei Kleinkindern vom Kontakt zu exotischen Reptilien her.1
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
Fußnote:
1. Robert-Koch-Institut (2013): Salmonella-Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern durch Kontakt zu exotischen Reptilien. Epidemiologisches Bulletin, 4. März 2013, Nr. 9. ↩