TRUST #208
68 DIN-A-4 Seiten; €3,50.-
Trust Verlag, Dolf Hermannstädter, Postfach 110762, 28087 Bremen
https://trust-zine.de/
Dolf wundert sich darüber, dass "man in der Szene immer noch gegen Sexismus(...)argumentieren muss und spielt offensichtlich an die #PunkToo-Debatte an. Es benötigt seiner Meinung nach
keinen neuen Namen für das gleiche Problem und Dinge, die besser einfach umgesetzt werden, als darüber zu reden.
Jan Röhlk findet die Rezepte Rubrik in der jungen welt gut, wundert sich doch über das Löwenzahn-Risotto, weil er den Arsch in die Natur bewegen muss, um die Blätter selbst zu sammeln und
beantwortet rhetorische Band-Song-Fragen, während Mika über den Putsch in Myanmar berichtet bzw., sich berichten ließ, und sich für alle die Punks und Menschen solidarisiert, die gegen das
Militär-Regime auf die Straßen geht und für Demokratie und die Freiheit kämpft.
DIE DORKS erklären, warum Punk und Metal gut zusammengehen, während Lizal männliche Musikerkollegen getroffen hat, die sich nicht "von stark besoffenen Bauern um die Ecke"
unterschieden haben "und die ihre Frauen auch nicht anders behandeln".
Daryl vom RAZORCAKE Fanzine gibt Auskunft zu Jans akribisch recherchierten Hintergrundfrage, während CHAMBERLAIN für Claas der schönste Beweis ist, "dass
betrunken die besten Entscheidungen getroffen werden" und interviewt David und Adam, die das Album und die eigene Songs skizzieren. Sabrina interviewt Fini und Bonny von BLACK
SQUARE, die mit mehr Diversität in der Punk-Community die Lösung sehen, dass sich dann die Community selbst ausdünnt und fordern mehr FLINTA*-Support. bela indes war und ist von
BIKINI BEACH begeistert, die sein Geburtstags-Fest gerettet haben, das Interview selbst schwächelt etwas. Jobst von UND DANN KAM PUNK erklärt Hintergründe über
den gleichnamigen Podcast, während Pan und Karsten ausführlich über das NO SPIRIT-Imperium sprechen, wobei die meiste Arbeit und der Fokus zurzeit auf den Mailorder und das Label
liegt.
Gesamteindruck:
Punk und Diversität ist das übergeordnete Thema. Die Tatsache, dass diese Szene jedoch fast ausschließlich aus weißen, männlichen und der Mittelschicht zugehörigen Personen besteht, wirft Fragen hinsichtlich der etablierten, politisch eindeutigen Verortung als subversiver Bewegung auf. Das TRUST hat mit der inhaltlichen Auswahl an Bands und Personen in weiten Teilen eine kritische und glaubwürdige Gegenposition zum konservativen Mainstream entworfen, ohne die von Dolf geforderte Problemlösung mit Wissen und Aufklärung zu vermitteln. Es scheint, dass wenn vornehmlich bessergestellte Kosmopolit*innen die Freiheit besitzen sich transkulturelle Identitäten zu entwerfen, dann läuft die intendierte Herstellung einer umfassenden Diversität somit Gefahr von den eigenen Voraussetzungen unterminiert zu werden.