PLASTIC BOMB #116
48 DIN-A-4-Seiten; € 3,50.-
Plastic Bomb, Heckenstr. 35, 47058 Duisburg
https://www.plastic-bomb.eu/wordpress/
Ronja bzw. die P.B.Redaktion trennt sich von Mitschreiber Sven Bock, der im Zuge der #punktoo-Bewegung auf Konfrontationskurs zu Ronjas Ansichten geht und FLINTA* für die neuen Herrenmenschen
(sic!) hält.
Auch Taylor Snifft von ANGERBOYS hält Sexismus im Punk für „Männergemachte Kackscheiße“ und berichtet von Erlebnissen und Momenten, in denen cis-Männer ihr gegenüber sexistisch agierten.
Pascal berichtet von Berlins Hausbesetzerszene und von akut betroffenen Räumungen bzw. restriktiven Pläne des rot-rot-günen Senats. Ronja feiert AKJ ab und geht auf Kuschelkurs mit Frank von
BASH!. Dagegen ist das kleine „Punk in Göttingen“_Special schon gehaltvoller. ABRUPT, Mike von BOMB ALL RECORDS und Angelika (Juzi) werden von Ronja zu Aktivitäten und zur städtischen Subkultur
befragt. Lizal berichtet mit ihrer Kolumne „Sexismus gegen Musikerinnen“ von gemachten Erfahrungen/Erlebnissen, hat noch Hoffnung auf mehr Empathie/Wertschätzung gegenüber Frauen* einerseits und
konsequentes Handeln gegen Sexismus anderseits und plädiert für mehr Empfehlungen von Musikerinnern für Veranstalter*innen. Chrissi stellt mit Café Taktlos und AKW Bitterfeld zwei Läden in der
ostdeutschen Provinz vor, während Bastis Kolumne „Geschichten aus der Gruft“ die gescheiterte KKK-Operation „Red Dog“ skizziert. Das KKK-begeisterte Mitglied Mike Purdue und Wolfgang Droege
wollten die Insel Grenada erobern, woraufhin sie die totale Kontrolle über die Insel übernehmen und sie zu einem KKK-Land namens Aryan Utopia machen wollten. Wenige Minuten vor ihrer Abreise
wurden sie von Bundesagenten in New Orleans festgenommen. Ihr Boot wurde überfallen und mehrere illegale Waffen wurden beschlagnahmt. Seltsam...aber so schnell verpuffen White Power-Träume!
Gesamteindruck:
Die anhaltende Debatte über Frauenfeindlichkeit im Punk durchdringt die Inhalte der aktuellen Ausgabe. Das ist sicherlich nicht neu. Sexualisierte Gewalt und Sexismus im Punk ist immer ein Thema, wurde und wird in verschiedener Form thematisiert. Auch wenn es viele Ansprachen auf Konzerten und in AZ's gibt oder Kneipen oftmals Hilfsangebote für Frauen*, die sich belästigt fühlen, anbieten, besteht die Problematik weiterhin. Es gibt Grenzen, die einzuhalten sind. Egal wie viel Humor jemensch hat (und sexistische Witze vielleicht als Provokation rechtfertigt) und wie sehr sich Punk gegen jegliche Grenzen auflehnt – sobald sich jemensch unwohl und ungerecht behandelt fühlt, hört der Spaß auf. Diese Problematik muss immer wieder sichtbar und transparent gemacht werden, no doubt. Dazu gehört aber auch, dass das eigene Handeln reflektiert werden muss. Denn Ausschlüsse und Diskriminierungen werden im Punk immer wieder auftreten. Es hat auch mit Wut zu tun. Wut ist ein Antrieb. Eben deshalb ist es so wichtig, emanzipatorische-queerfeministische Netzwerke aufzubauen und gegenseitigen Support zu gewährleisten. Das P.B. schlägt hierzu die notwendige Richtung ein.