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„Spaziergänge“ von Rechts

Ein Spaziergang tut gut. Frische Luft und Bewegung sind eine Wohltat für Körper, Geist und Seele. In der jüngsten Zeit aber wird der Begriff „Spaziergang“ missbräuchlich verwendet...und das mit voller Absicht. Ein Spaziergang ist, wenn mensch ohne einen bestimmten Anlass oder ein konkretes Ziel nach draußen geht und dort alleine, mit dem Hund o. ä. zu Fuß eine Runde dreht.

Nicht nur, dass heute viele Menschen den öffentlichen Raum dazu nutzen, um Dinge zu erledigen, zur Arbeitsstelle zu gelangen oder sonst wie „produktiv“ nutzen, ist einfach nur in der Gegend rumstehen/rumhängen aus der Mode gekommen. Was früher Gammler*innen waren, sind heute allenfalls Smartphone-Nutzer*innen, die die Wartezeit an der Bushaltestelle mit einem Facebook- oder Nachrichten-Check überbrücken. Und dann tauchen – wie aus dem Nichts – eine Personengruppe auf, die den Spaziergang im öffentlichen Raum politisieren. Also einen konkreten Anlass und ein konkretes Ziel haben. Die „Spaziergänge“ der extremen Rechten, der Corona-Maßnahmen-Gegner*innen, Reichsbürger*innen, Esoteriker*innen u.a., die gar nicht im obigen Sinnen einfach nur so spazieren gehen, sondern gemeinschaftlich an der öffentlichen Meinungsbildung teilhaben, um etwas zu erörtern oder kundzutun. In diesem Sinne handelt es sich also zweifellos um eine politische Versammlung. Wenn die Teilnehmer*innen in Bayern, Thüringen, Sachsen, Wildeshausen oder Harpstedt sich etwa im Internet auf Telegram oder Facebook zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort verabreden, wenn sie Fahnen oder Plakate bei sich tragen, aber auch, wenn die „Spaziergänger*innen“ von „XYZ (hier deine Stadt eintragen) steht auf“ jetzt auffällig koordiniert eine festgelegte Strecke ablaufen: Dann ist das eine Demo. Ein extrem rechte noch dazu. ABER KEIN SPAZIERGANG! Protest, Kritik, Ablehnung, das große Nein und auch Ungehorsam von Rechts. Das ist keine Querdenker-Bewegung, sondern eine egoistische, unsolidarische Allianz, die einen Sündenbock braucht, ein klares Feindbild, eine Verschwörungsideologie, um sich nicht weiter mit dem eigentlichen Problem auseinanderzusetzen: Die eigene Verantwortung (sich impfen lassen, Rücksicht nehmen, Maske tragen etc.) abgeben und sich selbst als Opfer stilisieren. Dummheit lässt sich leider nicht verbieten und gegen Dummheit hilft auch leider keine Spritze.

In diesem Sinne: Wir sehen uns auf der Straße!