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Befreiung hört nicht beim Menschen auf!

Aktivist*innen aus verschiedenen linken Bewegungen wenden sich mit einem Aufruf an ihre Genoss*innen: Linke Forderungen nach Gerechtigkeit und Solidarität müssten auch für Tiere gelten, die derzeit u.a. in der Tierindustrie allein aufgrund ihres Tierseins ihrer grundlegenden Rechte beraubt würden.

Die Initiatorinnen wollen damit eine Debatte darüber anstoßen, welche Rolle die Forderungen nach Tierrechten und Tierbefreiung in linken Kämpfen spielen sollten. Zu den 28 Erstunterzeichner*innen zählen z.B. Aktivist*innen von Ende Gelände und anderen Klimagerechtigkeitsgruppen, aus queeren und feministischen Kontexten sowie Mitglieder der Linkspartei, der Grünen und der SPD. Ab der Veröffentlichung sind Genoss*innen aller linken Strömungen eingeladen, den Aufruf in ihren Gruppen zu diskutieren, weiterzuverbreiten und zu unterzeichnen.

Illustration: Alissa Mirea Weidenfeld
Illustration: Alissa Mirea Weidenfeld

und Hühner massive strukturelle Gewalt“, sagt Hannah Engelmann (I.L.A. Kollektiv), eine der Initiatorinnen des Aufrufs. „Sie werden auf die Bedarfe der Industrie hin gezüchtet, genutzt und geschlachtet, also zur Ware gemacht. Wer Ausbeutung grundsätzlich ablehnt, kann diesen Zustand nicht akzeptieren.“

„Mit unserem Aufruf wollen wir auf die Willkür und Ungerechtigkeit sowie die unbeschreiblichen Qualen aufmerksam machen, die wir Tieren glauben antun zu dürfen, nur weil sie nicht zur Spezies Mensch gehören. Denn Lebewesen mit komplexer Gefühlswelt Profitlogiken zu unterwerfen, passt das in die linke Ecke?“, fragt Mitinitiatorin Didem Aydurmuş (Bundesvorstand der LINKEN).

Der erste Teil des Aufrufs endet mit einer Reihe von Forderungen für eine gemeinsame solidarische Praxis gegen Gewalt und Ausbeutung in all ihren Formen. Danach folgen einige „Fragen an unsere Bewegungen.“

Friederike Schmitz (Bündnis Gemeinsam gegen die Tierindustrie), die den Aufruf mit initiiert hat, ergänzt: „Wir wollen nicht nur allgemeine Thesen aufstellen wie die, dass Tiere aus einem Herrschaftsverhältnis befreit werden müssen, sondern wir geben auch konkrete Anregungen für Diskussionen. Zum Beispiel fragen wir, ob sich Veganismus als allgemeines Prinzip für linke Veranstaltungen etablieren ließe. Wir schlagen auch vor, Tiere beim Schreiben von Aufrufen und Papieren mitzudenken, wenn es zum Beispiel um Klimakatastrophe, Umweltzerstörung, Ausbeutung oder Gewalt im Kapitalismus geht – um sichtbar zu machen, dass nicht nur Menschen zu den Opfern des gegenwärtigen Gesellschaftssystems gehören.“