„Stell dir vor, es ist Krieg und keine*r geht hin“ war ein sehr beliebter Slogan, oft gesprühtes und gesehenes Graffiti an den Häuserwänden in den 80er Jahren. Eine Parole, die in Zeiten von der Mauerstadt Berlin als geballte Symbolik für Frieden und Abrüstung stand. Die atomare Bedrohung war allgegenwärtig. Es war die Zeit des Kalten Krieges. Hochgerüstet bis an die Zähne standen sich die beiden Militärblöcke Nato (West) und Warschauer Pakt (Ost) gegenüber.
Die atomare Bedrohung und die Angst vor der Auslöschung der Menschheit war allgegenwärtig. In Amerika regierte mit Ronald Reagan ein ehemaliger Schauspieler, in England regierte mit Margaret
Thatcher die eiserne Faust, in Deutschland war „Birne“ Kanzler. Die Friedensbewegung hatte Zulauf und nicht nur Punkbands thematisierten „Krieg“ auf ihren Platten. Mal clever und intelligent, oft
aber nur platt und parolenhaft wie die Kriegs-Propaganda an sich. 1989/90 brach der Warschauer Pakt mit dem Ende der Sowjetunion zusammen. Die Mauer fiel. Die atomare Bedrohung war nicht mehr
allgegenwärtig spürbar. Trump ließ nochmals einige Schreckensszenarien aufkommen. Aber seit Donnerstag, dem 24. Februar 2022 holt uns der Schrecken wieder ein. Nach einer über Wochen vollzogenen
Truppenkonzentration an der ukrainischen Grenze gab Wladimir Putin den Befehl, ins Nachbarland einzumarschieren. Und jedem, der sich in den Weg stellen wollte, drohte er mit noch nie erlebten
Konsequenzen. Was das für die Menschen in der Ukraine bedeutet, sehen wir jeden Tag in den Medien: weinende Menschen, Kinder, Frauen, Männer auf der Flucht, teils alleine, teils mit ihren
geliebten Haustieren. Krieg in Europa! Dabei haben wir seit Ende der 80er Jahre geglaubt, dass „Nie wieder Krieg“ ein ungeschriebenes Gesetz ist, das mit dem Glauben an Vernunft und Weismacht
verbunden ist. Jetzt aber gehört das Undenkbare wieder zum Alltag, bestimmt bei vielen Menschen in der Ukraine den Alltag. Solidaritätsbekundungen mit der Ukraine bleiben den Ohnmächtigen als
Mittel. Es gibt Menschen, die fahren mit dem Auto von Deutschland aus in die Ukraine, um Angehörige abzuholen, sind ein Beleg für grenzenlose Solidarität. Und am Ende wissen wir, dass nichts
sicher ist. Dass sich Geschichte immer wiederholt. Putin tritt Werte wie Menschlichkeit mit Füßen. Werte, die die Völkergemeinschaft einen sollten und die seit 1945 die Grundsätze der Vereinten
Nationen sind.
Soll es nur eine Utopie bleiben, dass die Menschheit mit diesen Werten zusammenfindet? Die Welt steht vor so viel größeren Problemen, als die Befriedigung eines politischen Egos, das den Schmerz
einer verloren gegangenen Supermacht offenbar nicht überwunden hat. Und zurzeit sind dringende Probleme wie Armut, Ungleichheit, Klimawandel außen vor. Geschichte darf sich eben nicht
wiederholen!