Dangerous together
Meine politischen Kolumnen
FaulenzA
66 DIN-A-5-Seiten
Asozialer Eigenverlag FaulenzA (AEF)
ISBN: 1312
faulenza@yahoo.de
Let’s be careful with each other, so we can be dangerous together!
FaulenzA ist ein echtes Multitalent. Sie ist Buchautorin, Rapperin, Folkpunk-Musikerin, Polit-Aktivistin, gibt Workshops und schreibt Kolumnen in Berlins queeren Stadtmagazin ‚Siegessäule’. Diese
hat FaulzenzA nun gebündelt in einem eigenständigen Werk veröffentlicht. Mit sehr intimen und offenen Worten sind FaulenzAs Kolumnen zum einen ein Plädoyer für mehr Solidarität und Support für
Trans*Personen, die wie FaulenzA auch immer wieder mit Ausschlüssen, Transmisogynie und Anfeindungen konfrontiert werden.
FaulenzA beschreibt Momente, in denen sie als Transfrau leidet, in denen sie mit konkreten Hassnachrichten bedroht wird und wie sie das alles irgendwie kompensiert und kanalisiert. Gefangen in einem heteronormativen System, geht es in ihren Kolumnen zum andern auch um die eigene Selbstwahrnehmung: Bin ich schön? Werde ich als Frau gelesen? Werde ich in der queerfeministischen/feministischen Community akzeptiert?
Gesamteindruck:
Die ständigen (Selbst)Zweifel, Ängste und äußere Anfeindungen führen zu Essstörungen, zu psychische Episoden und Klinikaufenthalten. Die Kolumnen spiegeln dabei das grundsätzliche Problem wider: Wenn FaulenzA damit beschäftigt ist, das gängige Rollenbild zu durchbrechen und gleichzeitig immer wieder mit Ablehnung und Fremd-Abwertung zu tun hat, wenn Diskriminierungsformen und Enttäuschungen in Angst und Erwartungsdruck münden, dann ist das eigene Selbstwertgefühl gefährdet. Um nicht ganz in den Zustand der Verachtung zu verfallen, beschreibt FaulenzA konkrete Hilfsmaßnahmen. Dinge, die ihr guttun und unmittelbar helfen: Gute Gespräche mit Freund*innen, Tagebuch schreiben, malen, puzzeln, Musik machen, Serie schauen und einen Stressball kneten. Insofern sind die Kolumne auch ein Leitfaden im Umgang mit Transmisogynie, die vielen Betroffenen helfen könnte. Darüber hinaus stellt sich auch die Frage nach einem Sehnsuchtsort, nach einem wichtigen Szene-Ort als Ankerpunkt sozialer, subkultureller und politischer Vernetzung und Auseinandersetzung, die FaulenzA auch in der Fußballfan-Kultur findet. Die Kolumnen geben aber auch Aufschluss über eine verbohrte, intolerante „Szene“. Eine „Szene“, die ganz und gar nicht homogen ist und in der es immer noch und immer wieder viele schwierige Auseinandersetzungen zu Themen wie Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und Klassismus gibt. Wo es sich aber dennoch lohnt, vermeintliche Gegebenheiten immer wieder radikal infrage zu stellen, emanzipatorische Diskurse anzustoßen, dran zu bleiben und für ein solidarisches Miteinander zu kämpfen. Und so wünscht sich FaulenzA letztendlich einen Ort, der für viele ein Ort politischer Auseinandersetzungen ist, der einen Gegenentwurf darstellen kann zu autoritären und patriarchalen Gesellschaftsentwürfen. Ein Ort, sich Schutzräume zu erschaffen, sich auszuleben, zu organisieren und zu verbinden, sich auszuprobieren und mit den eigenen Schrulligkeiten angenommen und gewertschätzt zu werden.