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Laut Fragen - Grau (Viva Beton)

(c) Marlene Rahmen
(c) Marlene Rahmen

Laut Fragen vertonten mit ihrem 2020 erschienen Album Facetten des Widerstandes fast vergessene Dichtkunst aus dem NS-Widerstand, schonungslos und treffend. 2021 wagte sich das Duo mit Meine Schreie an die Vertonung von vier Ingeborg Bachmann Texten heran. Nun folgt eine Beton-Hymne, die sich subversiver Affirmation bedient und als solidarischer Beitrag zur Klimabewegung verstanden werden soll.

Ist das noch Dystopie oder schon Realität? In einer Welt, in der alles Grüne ausradiert wurde, bleibt nur noch das Grau: "Die Stadt ist grau, die Kinder sind grau, Gedanken sind grau!" Unterbrochen wird diese Aufzählung vom vielstimmig-grölendem Chor der Betonanbeter*innen. Längst ist das Betonieren zu einer Religion geworden. Zerlumpte Gestalten huldigen in einem grotesken Totentanz um die Guru-Figur dem Kult des Betons.

Was als verschrobener Walzer auf einer verstimmten Bontempi-Orgel beginnt, wird zu einem apokalyptischen Bänkelgesang. Einlullend und verstörend zugleich erinnert Grau (Viva Beton) in seiner gebrochenen Ironie an ein Bertold Brecht-Lied.

Es ist ein Statement zu Versiegelungspolitik und Naturzerstörung, von Brasilien bis Wien-Donaustadt. Diese Beton-Hymne bedient sich der subversiven Affirmation und darf als solidarischer Beitrag zur Klimabewegung verstanden werden.

(c) Marlene Rahmen
(c) Marlene Rahmen

Laut Fragen ist ein Wiener Duo, das 2016 von Maren Rahmann (Stimme) und Didi Disko (Gitarre, Bass, Elektronik) gegründet wurde und sich dem Postpunk in seiner weitesten Definition verschrieben hat. Im Vordergrund steht keineswegs die Sehnsucht nach dem Sound einer vergangenen Dekade. Vielmehr wird die Energie des Punks, die eigene Wut und Zerrissenheit genommen, um daraus einen vielfältigen musikalischen Hybrid mit Aktualität im Hier und Jetzt zu erschaffen. Electrobeats treffen auf Gitarrenfeedback, harmonische Hooklines werden von Noise und Fieldrecordings zerrissen. Maren Rahmanns Stimme flüstert, brüllt, spricht, bricht.

Es ist ein musikalisch großes Universum, das sich durch seine Eigenheiten und Auffälligkeiten nie in Beliebigkeit oder Belanglosigkeit verliert. Die deutschen Texte behandeln diese Welt und das Heute mit allen Abgründen und Verwirrungen. Statt in der lauten Parole findet man die Bedeutung immer häufiger zwischen den Zeilen und hinter der Metapher.