CASINO BLACKOUT
Hinterhof Poesie
Hinterhof Produktionen / Rough Trade
Statt pointiertem Deutschpunk experimentieren CASINO BLACKOUT mit Pop-Punk und elektronischen Effekten. Das klingt manchmal wie eine männlich konnotierte CHER-Version ihres 'Believe'-Songs. Und
doch versprühen CASINO BLACKOUT eine Menge Druck und auch Wut wie im Song "Anti Ich (feat. GHØSTKID)" in ZSK-Manier.
Interessante, gewagte und experimentelle Mixtur also, um die Festival-Sommer-Phase einzuläuten. Denn die Musik und Textinhalte sind wie dafür gemacht: zusammen abgeh'hn, feiern und tanzen. Gemeinsam mit Stammproduzent Michael Czernicki (Rogers, Antilopen Gang) wurde ein Album eingespielt, das schwungvoll und hymnisch, eingängig und melancholisch ist. Florian Tragl hat einen zugestellten Kellerraum ausgeräumt und so eingerichtet, dass er sich für Aufnahmen eignet. „Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass wir – bis auf das Schlagzeug – später das komplette Album dort aufnehmen würden“, erinnert sich Tragl. „Das war für mich schlussendlich die beste und wichtigste Entscheidung, weil ich endlich die Zeit hatte, quasi unbegrenzt auszuprobieren. Ich konnte mit Sounds und Vocals experimentieren und Gitarreneffekte basteln, die ich während einer teuren Studiozeit nie hätte umsetzen können.“ Songs wie 'Wo es wehtut' sind radiokompatibel und sehr poppig. Trotz utopischer Zustandsbeschreibung eines nicht mehr zu rettenden Planeten und einer klaren direkten Sprache gibt es auch viele mitreißende Momente, um bei jedem Kampf für eine bessere Welt aufeinander Acht zu geben. Solidarität und Kritik, wo es auch mal weh tut. Dafür ist die Musik Balsam und Motor, um schlechte Gedanken zu kanalisieren ohne sich in Selbstmitleid zu verlieren. Beim Titelsong werden Feuerzeuge gen Himmel gehalten und mit Pathos die Bordsteinkantengeschichten gelautmalt. Mit diesem Album könnte die Band richtig durch die Decke geh'n.