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Noir Burlesque 1

Noir Burlesque 1
Noir Burlesque 1

Noir Burlesque 1
von Enrico Marini
104 Seiten; € 24,00.-
ISBN 978-3-551-76390-7
https://www.carlsen.de/hardcover/noir-burlesque-1/978-3-551-76390-7

Inhalt: Slick ist ein Ex-Boxer, Spieler, Kriegsveteran und kleiner Gangster, der versucht, in einem „Haifischbecken“ zu überleben. Genau das setzt er aber aufs Spiel, als er sich mit der Femme fatale Caprice einlässt. Sie wird von seinem Boss Rex als sein Eigentum betrachtet, und er schätzt es überhaupt nicht, dass so ein Kleinkrimineller das nicht respektiert. Slick sieht schon dem Tod ins Auge als Rex ihm ein Angebot macht...

Über den Autor:

© 2018, Dargaud / Cécile Gabriel
© 2018, Dargaud / Cécile Gabriel

Enrico Marini is back! Nachdem er seine Mitarbeit an der Serie DER SKORPION mit dem zwölften Band zu Ende gebracht hat, konnte Marini sich um dieses Einzelprojekt kümmern. Enrico Marini, Jahrgang 1969, studierte Grafik an der Kunsthochschule in Basel. Sein Stil ist von den amerikanischen Comics, den italienischen Fumetti und dem Manga beeinflusst. Zu seinen Vorbildern gehören Künstler wie Hermann, Moebius und Otomo. Seine Karriere begann 1987, als er mit knapp 18 Jahren den Comicwettbewerb in Sierre gewann. In Frankreich veröffentlichte er seine erste Serie in Zusammenarbeit mit Thierry Smolderen. 1992 erschufen die beiden gemeinsam die sechsteilige Serie „Gipsy“. Es folgten Kollaborationen mit Jean Dufaux („Raubtiere – Jäger der Nacht“) und mit Stephen Desberg („Der Stern der Wüste“), mit dem Marini die Mantel-und-Degen-Serie „Der Skorpion“ entwickelte. Seit 2007 ist Marini Autor wie Zeichner der Serie „Adler Roms“, der Geschichte von Hermann dem Cherusker. 2017 meisterte er eine neue Herausforderung: Für DC Comics zeichnete er inzwischen zwei Bände „Batman“. Mit „Burlesque Noir“ wendet sich Enrico Marini dem Comic Noir zu und hat einen rasanten Krimi im New York der 1950er Jahre geschaffen.

Gesamteindruck:

Der Krimi, der im New York der 1950er Jahre angesiedelt ist, erinnert bisweilen an eine Gangster-Romanze, die das moralische Sittengemälde der 50er Jahre kontrastiert und seziert. Hier sind Männer noch „echte“ Kerle, die smart angezogen sind, böse gucken und erst einmal Fäuste sprechen lassen, bevor es den Martini/Whiskey gibt. Marinis Gangster- und film noir-Adaption ist künstlerisch herausragend inszeniert, könnte aber auch den Untertitel tragen: Männer, Miezen und Moneten! Interessant ist Marinis Perspektivenwechsel, die der filmischen Kameraeinstellung gleicht, Groß-, Nahaufnahmen aus der Vogelperspektive, von hinten oder vom Boden aus zeigt. Das ist schon großes Kino. Die inszenatorisch wie thematisch eindrucksvolle Graphic Novel stürzt sich kopfüber in ein Chaos aus Sex, Gewalt und ist eine atemberaubende Liebeserklärung an den klassischen Film noir. Stil, Atmosphäre, Thematik entspricht diesem Genre und Marini lässt auch keinen Zweifel aufkommen, dass Gangster, Machogebärden einhergehen mit Besitzansprüchen und Vergeltung. Die Figuren/Objekte in den Panels mit überwiegend Grau- und Schwarztönen, erhalten an einigen Stellen rotfarbliche Akzente, was zum einen die gewaltaffinen Szenen (Blut), zum anderen die erotische Seite (rote Haare, rotes Korsett) oder die Kombination aus beiden: Caprices rote Haare, rotes Auto als verstärkendes Sinnbild der Romanze zwischen ihr und Slick. Diese Methode kennen wir bereits aus „Sin City“. In dieser schwarzweißen, sehr grafisch anmutenden Comic-Verfilmung sind einzelne Elemente in leuchtender Farbe gehalten, z. B. die roten Lippen der Frau. Ich vermute, dass Enrico Marini Filme wie L.A. Confidential und eben Sin City als Orientierungshilfe genommen hat, um einen klassischen, aber auch klischeebeladenen film noir in Comicform zu adaptieren. Fortsetzung folgt.