OX #162
164 DIN-A-4-Seiten; € 6,90.- + CD
OX-Fanzine, Postfach 110420, 42664 Solingen
www.ox-fanzine.de
Alex Gräbedlinger wird geil, wenn andere Menschen nach einem Schluck Weizenbier mit der Zunge schnalzen oder mit einem Strohhalm den Rest des Milkshakes schlürfen. Dafür gerät
Kollege Tom van Laak bei Mückengeräuschen in Panik und wechselt vom Schlaf- in den Jagdmodus.
Nach dem Ausstieg von Dirk „Diggen“ Jora bei SLIME und dem Neuzugang Tex als Sänger gab und gibt es viele Online-Diskussionen darüber, ob und wie SLIME unter diesen Namen weiter existieren dürfen
und/oder ob das nun Deutsch Rock oder noch Punk sei und ob Slime überhaupt noch als Sprachrohr der „linken Szene“ funktionieren kann. Für Tex, Alex, Elf, Christian und Nici ist es ein Neuanfang,
Slime 2.0, und keine Wiederholung, was vor allem auch daran liegt, dass Tex bisher als Singer/Songwriter unterwegs war und als Texter ein Stück weit Authentizität einbringt. Julia Segantini
spricht mit Ren von PETROL GIRLS über ihren Alltag in Wien und über die Songinhalte des neuen Albums, über Femizid , Abtreibungsgegner*innen und über betrunkene cis-Männer in Kneipen. Mit
„Tranny“ gibt es einen Vorabdruck des gleichnamigen Buches von Laura Jane Grace (AGAINST ME!), die ihr Leben, Jugend und das Coming-Out als Trans-Person skizziert, erstmals ins deutsche
übersetzt. Neben SLIME gibt es mit MUFF POTTER und anschließend mit Nagel ein längeres Interview über Selbstoptimierung, DIY, zu WASTED PAPER und über das Leben und Schreiben von
Bordsteinkantengeschichten.
Sänger und Gitarrist David von KLISCHEE erinnert im von Triebi Instabil geführten Interview über die Bandzeit, aber auch von Punk in Hannover und die dogmatischen Cliquenverhältnisse und
Spannungen zwischen Norder und der Kidpunk-, Gossenpunks. Später ziehen THE SOAP GIRLS blank und erklären ihren Grrrl Slut-Style als freiheitsliebendes Ding.
Gesamteindruck:
In der prall gefüllten Ausgabe sind für mich vor allem die vielen Kurzinfos interessant, die Rubriken zu Punkalben aus der Vergangenheit und überhaupt: was die Alten so zu sagen haben. Denn Punk Historie ist und bleibt spannend, wenn mensch erfährt, wie gefährlich, aber auch wie unglaublich festgefahren die Community so war. Nach wie vor stellt sich mir aber auch die Sinnhaftigkeit nach den vielen ein- bis halbseitigen Interviews, währenddessen insbesondere die längeren mit SLIME und MUFF POTTER, sowie das KLISCHEE-Interview die Highlights sind. Auch immer gut: die Rubriken und die Pro- und Contra-Debatten zu einem ausgewählten Thema und Kalle Stilles witzig-bissige Kolumnen. Also: den Inhalt mehr straffen und mehr intensiv geführte Interviews, dann klappt das auch mit der Qualitätssteigerung!