Joseph Boys
Reflektor LP
Flight13 Records/Indigo
Musik ist "Träger von Ideen" wussten schon KRAFTWERK und prägten als Elektro-Pioniere den 'Sound of Düsseldorf'.
Im Dunstkreis vom BLURR-Fanzine, OIRO, BRATSETH, Mindmachine und weiß der Teufel eins, evaluieren musikverrückte Boys den Sound und verknüpfen Punk und Kunst als Attitüde.
Aufgewertet mit inhaltlich pointierten Nuancen und verbalen Spitzen bleibt die linke Anti-Haltung Zeugnis eines punkaffinen Rahmens, gleichwohl der Kern des Ganzen wesentlich weitläufiger gesteckt wird: Musik ist zum Tanzen da. Früher im Ratinger Hof pogen und feiern, heute wird viel Wert auf Stil und Kühnheit gelegt. Andreas Artelt singt nonchalant zum Stakkato-Rhythmus, zu dem simple Hau drauf-Beats, mal noisige Riffs mit ultimativen Forderungen nach dem Kick ertönen. "Liebe du Schwein", bunt gesprenkelt, hart serviert. Musik, um einfach zu machen, in einer Band sein, wegen der Leute wegen. Musik zum Gestalten und als Erkenntnis: Der dumme Mensch tut dumme Dinge ohne Nachzudenken. Umkehrschluss: Wenn er denn anfinge, zu denken, hat Punk seine Daseinsberechtigung noch nicht verloren. Also weiter sinnsuchend nach dem Post im Punk, nach dem Makel, der dich auszeichnet und nach einem Nein und Fuck you als avantgardistisches Happening auf den Barrikaden.