OX #163
148 DIN-A-4-Seiten; € 6,90.- + CD
OX-Fanzine, Postfach 110420, 42664 Solingen
www.ox-fanzine.de
Joachim hat das Talent, immer wieder eigennützig OX-bezogene Vergleiche/Hinweise einzustreuen. So fühle u. a. sich die Sommerausgabe an „wie ein sicherer Hafen im tosenden
Sturm“. Derweil berichtet Alex Gräbeldinger vom Sommer-Urlaub 2019 mit Nela, kriecht in Italien unter fremden Autos, träumt von CBD-Blüten rauchen im Park und ist froh, sich in Prag im
Absinth-Rausch kein Ohr abgeschnitten zu haben.
Die Cover-Boys von LOVE A werden ausführlich über Veränderungen in Pandemie-Zeiten, darüber wie was klingen soll und ob sie nicht doch eine Hipster-Band seien. Vic Bondi hat Totalitarismus studiert und denkt über den Holocaust nach, vergleicht die TRUMP-Ära mit dem Untergang des Römischen Reiches und stört an den Ultralinken den Hang zum Akzelerationismus. THE LINDA LINDAS indes können ihr Glück noch gar nicht erfassen und haben einfach nur Spaß. Bei POPPERKLOPPER „fluppt“ es einfach. Triebi Instabil interviewt seine Frau Irmgard, die über ihre aktive Zeit bei BLUTVERLUST und Punk in Hannover resümiert. Seiten später interviewt Joachim Holger von LOST LYRICS und verwendet wieder eigennützige OX-Verweise als Nachschlage-Referenz.
Gesamteindruck:
Geschichte wird gemacht. Spannend sind immer wieder Zeitzeug*innen, die über Punk berichten. Das gilt besonders für Lurker Grands zweiteiligen Artikel „Wie der Punk (durch Free & Virgin) nach
Zürich kam“. Heinz Meier begann 2020 an einem Buch über seine Zeit bei Free & Virgin zu schreiben. Er kontaktierte dafür den Autor und Herausgeber Lurker Grand. Meier starb im April 2021 an
einem Herzinfarkt, ohne das Buch fertiggestellt zu haben.
In der Gedenkausstellung und der Publikation Free & Virgin – Heinz Meier «Rock, Chole & Chaos» präsentiert Lurker Grand Fragmente und Texte aus der Feder Meiers sowie etliche
Gastbeiträge. Hinter dem Label Free & Virgin steckten Heinz Meier († 2021) und Harry Sprenger. 1977 holten sie etwa die The Clash oder The Ramones nach Zürich. Die Leser*innen erfahren, dass
THE RAMONES vorm Auftritt im Restaurant Schnitzel und Pommes bestellten. Und die musikalische Darbietung das „Bildungserlebnis“ für Rudolf Dietrich und Heinrich Zwahlen zur Gründung der Band
NASAL BOYS war. Es sind diese Details, diese ausführlichen Erinnerungen, die Punkgeschichte so spannend und lebendig machen. Dafür könnte ich auf die vielen oberflächlichen Interviews verzichten,
die nicht über ein allgemeines Band-Infoschreiben hinauskommen. Daneben sind es aber auch immer wieder die Standard-Rubriken, die mich begeistern, in denen Altes und Neues zusammenwächst.