MIND THE GAP #24
72 DIN-A-4-Seiten; € 3,00
Christian Maas, Immenweide 10, 22523 Hamburg
gierfisch@gmx.de
Einmal im Jahr ist MTG-Zeit. Das auf Hamburgs (und hier auch Berlins) Punk-Subkultur spezialisierte Fanzine hat gleich am Anfang ein starkes Interview mit Stefan Marquard im
Kochtopf garen. Im persönlichen Gespräch offenbart Stefan seinen Punkbezug, seinen Unternehmer-Freigeist, dem Abwägen von Geld verdienen, erfolgreich sein und authentisch bleiben, sowie der
Empfehlung, sich einen Schnellkochtopf zu holen.
Gierfisch interviewt BERLIN BLACKOUTS, die mit Peter von den Test Tube Babies backstage gekuschelt und ein paar 80's Cover aufgenommen haben. ÖSTRO 430 haben wieder Spaß am Musikmachen. Martina spricht über die Probleme in der Frauen*szene Anfang der 80er Jahre, ist heute immer noch ungläubig ob der Features im Feuilleton der FAZ und SZ und hadert mit Zuordnungen zu NDW und Punk. Nachdem in MAD-Manier geklärt wird, welcher Alt-Punk du bist/sein wirst, erklärt Schauspieler und Regisseur Charly Hübner warum MOTÖRHEAD für ihn Götter waren und hat immer noch den Traum, Rockmusiker zu werden. Der Captain und Gierfisch unterhielten sich des Weiteren noch mit Klaus Danker von RAZORS über die Bandgeschichte so far, während Gott früher erlebte Jagdszenen verfeindeter Gruppen (Mods) romantisiert. Die Konzertberichte aus dem Jahr 2021 sind überflüssig. Viel besser hingegen ist das persönliche Gespräch mit dem ehemaligen „Punk-Rektor“ Matthias Isecke-Vogelsang aus Lübeck, der versucht hat, einen anderen Stil einzuführen und „viel mit Partizipation, Mitbestimmung und Überzeugung gearbeitet“ und die „10 Gebote“ von DTH mit Schüler*innen analysiert hat.
Gesamteindruck:
Die Stärken der Ausgabe liegt darin begründet, dass Der Captain und Gierfisch die Interviews mit den Gesprächspartner*innen persönlich führen. Dabei verzichten beide auf schwierige Themenstellungen und komplexe Fragen und fokussieren sich voll und ganz auf die Biografien. Das „Biografische Interview“ hat dabei den Vorteil, intensive Ereignisse, Erfahrungen und Erlebnisse als Reflexionsprozess nachvollziehen zu können. Das MTG-Fanzine bietet Gewohntes und Ungewohntes von Früher und Heute, vom Hier und Jetzt und unterhält sehr gut durch die Wichtigkeit der Ereignisse und das, was für das jeweilige Anliegen der Gesprächspartner*innen wesentlich erscheint.