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Unterwegs durch Wald und Flur

Gerade in Coronazeiten zieht es viele Menschen in die Natur hinaus. Derzeit im Herbst sieht mensch sich merkwürdig verhaltene Typen durch Wald und Flur unterwegs, die Steine aufheben, moosbedeckte Hügel umgraben und sich an Bäume heften. Ausgestattet mit Korb oder Plastiktüte alleine oder in Kleingruppen unterwegs, die Augen stets auf den Boden gerichtet und alles um sich herum vergessend. Sie nennen sich Pilzflüsterer*innen oder Pilzsammler*innen. Mit souveränem Kenner*innenblick erspäht diese Spezies essbare Exemplare: die Stockschwämmchen auf dem Stamm, der im frühen Herbstlaub modert, am Boden, ein paar Perlpilze unter einer Hainbuche. Und eine erste Warnung: Perlpilze können mit anderen giftigen Wulstlingen, zu denen auch die Knollenblätterpilze gehören, verwechselt werden!

Sie wissen Bescheid und kennen sie alle: Viele führen absonderliche Namen, deren Klang uns in einen Märchenwald versetzt: Falscher Frauentäubling, Wohlriechender Schneckling, Behangenerer Mürbling, Mohrenkopf-Milchling (gegen alle political correctness), Totentrompete oder Schopftintling. Allesamt allerdings Speisepilze der eher seltenen Art. Sie wissen, wo sie eben suchen müssen: in der Nähe von Brennnesseln, bei verrottendem Laub oder beim Gartenkompost, auf lebendem oder totem Laubholz. Manchmal lösen sie auch einen Polizeieinsatz aus: „Aus einem Waldstück bei Schäfstall hörte ein Zeuge immer wieder laute Schreie und alarmierte die Polizei. Wie sich herausstelle, handelte es sich nicht um Hilferufe, sondern um Freudenschreie über gefundene Pilze.“ lautet eine Presse-Meldung in der Donau-Ries-Region. Und dann gibt es auch Meldungen wie „Ein erfahrener Pilzsammler aus Bremerhaven ist in der Nacht zum Donnerstag nach dem Verzehr giftiger Pilze gestorben.“ Und im Kleingedruckten gibt es Meldungen, die rassistisch anmuten: „Auch die Polizei im Landkreis Lüneburg hatte in dieser Woche vor giftigen Knollenblätterpilzen gewarnt, die Speisepilzen zum Verwechseln ähnlich sehen. Besonders gefährlich sei dies für Flüchtlinge aus Syrien: Dort kämen essbare Pilze vor, die von der giftigen Sorte in Deutschland kaum zu unterscheiden seien.“ Nun, ich muss zugeben, dass ich Pilze liebe, gelten sie auch als natürlicher Fleischersatz. Eine Pilzsorte wird sogar häufig als „Kalbfleischpilz“ bezeichnet, weil sie viele Menschen an den Geschmack erinnert. Pilze sind nicht Tier und nicht Pflanze. Sie gehören einem eigenen Reich von Lebewesen an. Und ja: Pilze sind vegan. Ich bevorzuge ganz klassisch Champignons, Austernpilze oder Kräuterseitlinge. Allerdings habe ich noch selbst keine gesammelt. Pilze sollten immer trocken geputzt werden und können als Burger Patty, klein geschnitten als Hackfleischersatz, Shiitakepilze in Scheiben geschnitten als Rindfleischersatz im Wok eine gute Figur machen. Aus Shiitake-Pilzen lässt sich ein Fleischersatz zubereiten, der wie Bacon schmeckt. Shiitake-Pilze in Streifen schneiden. Dann mit Olivenöl und grobem Salz vermischen. Auf Backpapier im Ofen bei 175 Grad backen. Regelmäßig wenden. Nach 15 Minuten sind die aromatischen Streifen fertig. Oder du machst dir eine Bolognese aus Champignons. Und jetzt entschuldigt mich. Ich werde mit dem Hund eine Runde durch Wald und Flur spazieren gehen und halte Ausschau nach Menschen mit Körbchen oder Plastiktüte, die leicht nach vorne gebeugt, ihre Augen auf den Boden richten und alles um sich herum zu vergessen scheinen.