Erstmals dokumentieren versteckte Kameras hautnah, wie grausam Ferkel in der Schweinezucht mit Kohlendioxid „notgetötet“ werden. Minutenlang kämpfen die Tiere in extra dafür gebauten CO2-Boxen um ihr Leben. Sie schreien vor Schmerzen, strampeln mit den Beinen und schnappen panisch nach Luft. Dabei ist diese Tötungsform legal, gilt gar als „optisch elegante“ Alternative zum Kehlschnitt. Welcher Hohn hinter dieser Formulierung steckt, zeigen aktuelle Bilder aus der van Gennip Schweinezucht in Sandbeiendorf (Sachsen-Anhalt) und der Mast und Zucht GmbH Schlenzer in Niederer Fläming (Brandenburg). ARD PlusMinus und der Spiegel berichteten gestern exklusiv mit Videomaterial von Animal Rights Watch (ARIWA).
Triggerwarnung
Das nachfolgende Videomaterial enthält explizite Darstellung oder Erwähnung körperlicher, seelischer Gewalt und Beispiele von Tierquälerei und Tod. Die gezeigten Bilder können bei von Gewalt betroffenen MenschenTrauma auslösen.
Jedes Jahr werden in deutschen Schweinezuchtbetrieben mehrere Millionen kleine und schwache Ferkel „notgetötet“. Zwei „Nottötungs-Methoden“ sind dafür zugelassen: die Betäubung durch einen
Schlag auf den Kopf und anschließende Entblutung durch Kehlschnitt sowie die Betäubung und Tötung mittels CO2. Die aktuellen Aufnahmen von versteckten Kameras aus CO2-Tötungsboxen für Saugferkel
zeigen, wie grausam die CO2-Methode ist.
Der Erstickungstod durch Kohlendioxid ist äußerst schmerzhaft. Denn beim Kontakt mit den feuchten Schleimhäuten entsteht aus CO2 Kohlensäure, die in der Lunge brennt. Bevor die Ferkel das
Bewusstsein verlieren, versuchen sie zu fliehen, sie keuchen, schnappen panisch nach Luft und schreien vor Schmerzen. Dass die kleinen Ferkel wie Abfall in die Box geworfen und darin übereinander
gestapelt werden, versetzt sie zusätzlich in Panik. „Angesichts dieser Bilder kann niemand bezweifeln, dass die Ferkel in den CO2-Boxen einen qualvollen Tod erleiden“, sagt Sandra Franz,
Pressesprecherin von ARIWA.
Tötung von lebenden Ferkeln
Trotzdem ist die Tötungsmethode selbst legal. Was das Töten in der Praxis allerdings fast immer illegal macht, ist das dahinterstehende Motiv. Denn die meisten dieser Ferkel sind nicht
sterbenskrank. Sie werden allein deshalb getötet, weil sie kleiner und schwächer sind als der Durchschnitt – und weil sich ihre Behandlung oder eine aufwendigere Handaufzucht finanziell für den
Betrieb nicht lohnen würde. Dennoch sehen Justiz und Behörden untätig zu, wie in Deutschland Jahr für Jahr mehrere Millionen Ferkel diesem Kalkül der Schweinezuchtbetriebe zum Opfer fallen. Diese
Dimensionen sind seit Langem bekannt.
„Niemand will, dass kleine Schweinebabys getötet werden – egal wie“, sagt Sandra Franz. „Doch ändern wird sich daran nichts, solange Schweine als Ware behandelt werden statt als Lebewesen mit
individuellen Rechten. Heute bestimmt allein ihr wirtschaftlicher Nutzen über das Leben und Sterben dieser Tiere. Dabei muss das gar nicht sein! Wir Menschen können sehr gut ohne Fleisch und
andere tierische Produkte leben. Daher ist es ethisch auch geboten, das zu tun. Und die Politik ist aufgerufen, eine Landwirtschaft ohne Tierhaltung gezielt zu fördern. Nur so, durch eine
Komplettabkehr von der Tiernutzung, kann dieses sinnlose Leid ein Ende finden.“