Ende November erreichte PETA eine Whistleblower-Meldung zu einer Schweinehaltung in Nottuln (Kreis Coesfeld). In dem Mastbetrieb werden die Schweine offenbar erheblich vernachlässigt und haben laut Zeugen weder ausreichend Nahrung noch Licht zur Verfügung. Der Whistleblowerin zufolge soll die Lichtanlage im Stall defekt gewesen sein, was mittels Alarm und Fehlermeldung regelmäßig angezeigt wurde. Diese Meldungen soll der verantwortliche Halter jedoch ignoriert haben. Somit wurden die Tiere gezwungen, mit Fäkalien bedeckt in der Dunkelheit auszuharren.
Auf einem großen Haufen hinter einer Tür auf dem Hof soll der Landwirt bereits verstorbene und völlig abgemagerte Ferkel entsorgt haben. Der Meldung zufolge hatte der Verantwortliche bereits ein Tierhalteverbot. PETA forderte das zuständige Veterinäramt in einem Schreiben auf zu prüfen, ob er nun gegen die Auflagen verstoßen hat oder das Verbot auf die Haltung von Schweinen ausgeweitet werden muss. Das Veterinäramt sei bereits vor Ort gewesen. Die Tierrechtsorganisation erstattete am 1. Dezember Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Münster wegen Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und fordert eine harte Strafe sowie ein lebenslängliches, generelles Tierhalteverbot für den Landwirt. Zudem kritisiert PETA, dass tierhaltende Betriebe in NRW im Schnitt nur alle rund 15 Jahre kontrolliert werden. 1
„Es macht uns fassungslos, wie Schweine standardmäßig in Deutschland gehalten werden“, so Lisa Kainz, Agrarwissenschaftlerin und Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie bei PETA. „Auf kotverdreckten Spaltenböden fristen die neugierigen und reinlichen Tiere ihr Leben in kargen Buchten. Kommt noch Vernachlässigung hinzu, wie offenbar im Nottulner Betrieb, wird das Leid der Schweine auf die Spitze getrieben. Solche Zustände sind die Regel und werden von Veterinärämtern teils nicht entdeckt oder bewusst gedeckt. Wer dieses Unrecht nicht weiter unterstützen möchte, greift zu veganen Lebensmitteln.“
Das Leid der Schweine in der Ernährungsindustrie – PETA fordert Ausstiegsprämie
Vernachlässigung oder technische Defekte, die aus Nachlässigkeit oder wirtschaftlichen Gründen entstehen können, führen nicht selten zum vorzeitigen Tod der Tiere. Allein in Deutschland wurden 2021 rund 52 Millionen Schweine wegen ihres Fleisches im Schlachthaus getötet. 2 Durch die artfremde Haltung zu Profitzwecken leiden viele an Krankheiten wie Abszessen, eiternden Augeninfektionen oder Atemwegserkrankungen. Hinzu kommt das enorme psychische Leid. Aus Frust und Langeweile beißen die Tiere in landwirtschaftlichen Betrieben beispielsweise wiederholt in Metallstangen oder sind apathisch. Häufig kommt es vor, dass sich die Schweine gegenseitig in Schwanz und Ohren beißen und diese verstümmeln. Durch den konstanten Bewegungsmangel können Gelenkentzündungen und schmerzhafte Druckstellen entstehen. PETA appelliert an die Politik, alle Landwirtinnen und Landwirte mit Prämien beim Ausstieg aus der Schweinemast zu unterstützen. In den Niederlanden gibt es eine solche Prämie bereits.
Fußnoten:
1. Deutscher Bundestag (2018): Vollzug von Tier- und Verbraucherschutzrecht. Antwort auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Carina Konrad, Dr. Gero Clemens Hocker, Frank Sitta, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP. Drucksache 19/2820. Online abrufbar unter: https://dserver.bundestag.de/btd/19/031/1903195.pdf (07.12.2022) ↩
2. DE Statis Statistisches Bundesamt (2022): Fleischproduktion 2021 um 2,4 % gegenüber dem Vorjahr gesunken. Online abrufbar unter: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/02/PD22_050_413.html;jsessionid=61909E55CD49755F6C1A2CBCAC94EA05.live711 (31.10.2022) ↩