Ein ursprünglicher, aufwallender Impuls, der den ganzen Körper wie eine unwillkürliche Kontraktion durchdringt. Das ist das Gefühl, das das neueste Werk von Miesha & The Spanks, "Mom Jeans //
Mom Genes", vermittelt. Der Gesang ist so klar und sauber wie eine frisch gewaschene Latzhose und wird von einer pulsierenden Warnsirene begleitet, die mit der Wucht eines Heavy-Metal-Pendels
schwingt.
Ihr seid noch nicht bereit, sich der hoch taillierten Welt der so genannten Mom-Jeans hinzugeben? Lehnt euch zurück.
Ihr werdet den 9-Zoll-Reißverschluss und die attraktiven Falten vorne lieben! Die Sängerin und Gitarristin Miesha Louie pirscht sich über den gähnenden Abgrund der Elternschaft an ihr eigenes,
verzerrtes Selbstbild heran - durch eine Entbindungsstation mit verzerrten Gitarren und der zyklischen Rhythmusmethode des Schlagzeugers Sean Hamilton.
Die Mutter von Zwillingen stolziert mit ihren Dehnungsstreifen wie eine leibhaftige Tigermutter. Gekleidet in die unironische Realität einer neuen Silhouette und der damit verbundenen
Erwartungen, feiert jede Strophe und jeder Refrain ein Opfer für ein höheres Ziel und sehnt sich gleichzeitig nach einer sorglosen Vergangenheit.
Das ist eine Menge Soziologie, die man in einen Punk-Song packen muss, aber wenn jemand in der Lage ist, alltägliche emotionale Kämpfe in ekstatische Tanzflächen-Ohrwürmer zu verwandeln, dann
Miesha & The Spanks. Wer sonst könnte einen hart rockenden Booty-Shaker an der Kreuzung von Kleiderschrankfehlern und genetischer Unsterblichkeit konstruieren? Und wann haben man man das
letzte Mal ein Publikum gesehen, das zu einer Melodie über postpartale Wut und den existenziellen Horror der Elternschaft den Kopf schüttelt?
Als Fans von David Lynchs Kultklassiker Eraserhead aus dem Jahr 1977 wussten der Toningenieur Josh Rob Gwilliam von OCL Studio und Noah Mintz von Lacquer Channel Mastering genau, wie sie "Mom
Jeans // Mom Genes" angehen mussten. Sie unterstützen diesen einzigartigen Ausdruck von weiblicher Energie und Stolz.
Wenn Zeit und Schwerkraft sich gegen uns verschwören, müssen wir uns alle mit unseren persönlichen Dehnungsstreifen abfinden. Tattoos, Narben, Hautausschläge, Lachfalten, Sonnenflecken, wie auch
immer man sie nennen will. Jede so genannte Unvollkommenheit ist ein Denkmal für ein Lebensereignis oder ein Trauma. Wenn wir an die unterernährten Tage von früher zurückdenken, ist es nur
natürlich, dass wir uns nach unserem früheren Selbst sehnen. In diesem Lied geht es um den universellen Wunsch, in ein goldenes Zeitalter der Nostalgie zurückzukehren und unsere alten, jungen
Körper zurückzuerobern. Eine Frustration, die sich am besten mit einem rebellischen Schrei ausdrückt - der oft aus der Umkleidekabine zu hören ist - und dem Eingeständnis, dass wir unseren
früheren Identitäten und deren körperlichen Erscheinungsformen entwachsen sind. Meine Damen (und Herren), wir präsentieren "Mom Jeans // Mom Genes", die herzliche Hommage von Miesha & The
Spanks an die gefährlichen Kurven, die das Leben einem bescheren kann.
Denim Daddies und Cougar MILFs werden in dieser ikonischen Hymne an das Ausleben der eigenen Vorzüge und an eine neu erfundene und wiederbelebte Version des idealisierten früheren Ruhms auf den
Arm genommen. Es ist an der Zeit, die Prüfungen der Mutterschaft auf ein Podest zu stellen und den Altar der veränderten Körper und der Geburt der Hoffnung anzubeten.
Miesha blättert in den Regalen mit musikalischen Erinnerungen an wilde Auftritte und Nächte in der Stadt, die einen New Yorker Taxifahrer zum Erröten bringen würden, und entledigt sich der
Konventionen und legt die Haut frei, die in ihr steckt. Alles hat sich verändert. Nichts wird mehr so sein, wie es einmal war. Aber gute Gene leben ewig weiter.
