PLASTIC BOMB #122
48 DIN-A-4-Seiten; € 5,00.-
Plastic Bomb, Heckenstr. 35, 47058 Duisburg
https://www.plastic-bomb.eu/wordpress/
Ronja ist der Meinung, dass FLINTAs sich das Recht nehmen sollten, Veranstalter*innen zu informieren, wenn eine andere Festivalband sexistische Texte im Gepäck hat und
mackerige Typen ausschließen sollte. Schlossi hat indes einen „musikalischen Burn-Out“, bezogen auf die Ansammlung vieler Tonträger auf ihrem Schreibtisch, die es zu hören/rezensieren gilt.
Cecilia von THE BABOON SHOW glaubt nicht, dass die Band so mächtig wie eine Religionsgemeinschaft ist und findet es toll, wenn Veranstalter*innen auch an Tampons auf Klo (mit)denken. Emil und Flo
werden von Ronja für die „21st Century Digital Punks“-Reihe interviewt und geben sehr detailliert Einblicke und Eindrücke ihrer Punk-Ideologie, Widersprüche und Musik. Düster wird es mit ES WAR
MORD, wobei Stunk den EA80-Bezug erklärt und Jörg darauf besteht, nicht als Ostpunk definiert zu werden. Für PASCOW stand 2022 ganz im Zeichen des neuen Albums „Sieben“, worüber ausgiebig
berichtet wird. Tobi von TODESKOMMANDO ATOMSTURM ist froh, dass Lea ihre Sängerin ist und Lea sieht es als Vorteil an, in einer female fronted gelabelten Band zu sein, um „für einen
unterrepräsentierten Teil unserer Szene“ die Quote zu erfüllen.
Lisa stand auf dem 2022er ‚Resist to Exist‘-Festival am Sonntag um 13 Uhr vor der Bühne und wippte im Takte zur Musik von FUCK ‚IT‘ HEAD, die „klassische Zutaten neu interpretieren“, „vielfältig“
sind und „ordentlich Geschredder“ beimengen.
Saskia von SCHROTTGRENZE findet das aktuelle Album weniger HÜSKER DÜ oder 77er Punk, „sondern hat einen ganz anderen Vibe“ und denkt, dass sich der „konservative Teil der Szene schon längst von
uns abgewendet hat“.
Philipp befragt Dr. Thomas Lau und Dr.in Marie Skov zu ihren wissenschaftlichen Dissertationen zu Punk, was im Kern eine Debatte über Punk und Kunst ist. Sehr beeindruckend fand ich
Katharina Bergmanns Bericht über ihre ehrenamtliche Arbeit im sogenannten „Jungle“ in Dunkerque, einem Flüchtlingscamp in Nordfrankreich, wo unmenschliche Verhältnisse herrschen und den Ort
zusammen mit den alltäglichen Polizei-Repressionen zu einem Ort der Hölle machen.
Gesamteindruck:
Punk und Politik im Konsens und Diskurs. Die aktuelle Ausgabe hat ihre qualitative Stärke, wenn es um Biografien und Reflexionen außerhalb des Musik-Kosmos geht. Warum das seltsam, hanebüchene Interview mit „Wenn einer lügt“ auf 2 Sonderseiten platziert worden ist, erschließt sich mir nicht, außer, es ist im Kern Werbung und soll eine gefakte Erfolgsgeschichte sein.