Schwerpunkt: Punk hinterm Eisernen Vorhang
Unsere Schwerpunkt-Ausgabe skizziert „Punk, New Wave und Avantgarde im Sozialismus“. Wir wollen in vielen Artikeln und Fallbeispielen klären, wie unterschiedliche Formen von Musik in einem
autoritären System und in einer Diktatur unterschiedliche Funktionen erfüllen. Welche Funktion erfüllt Musik in so einem System generell, aber insbesondere unter Diktaturbedingungen? Wie
gestalten sich diese Verhältnisse zu Gesellschaft und Macht dort? Wie wird das rezipiert? Wird das gefördert oder wird das eher behindert?
Für die im sozialistischen System aufgewachsene Punk-Generation waren die vorgegebenen Strukturen selbstverständlich. Sobald mensch sich in einem System bewegt, das eben diktatorische Züge hat
oder eine Diktatur ist, gibt es in der Regel wenig Bereiche, in denen das nicht in irgendeiner Form kontrolliert oder gefördert wird. Wir stellen im Artikel „Punk in den sozialistischen Staaten“
Bands (aber auch Clubs, Fanzines) aus (dem ehemaligen) Jugoslawien und Ungarn vor, die sich von staatlichen Vorgaben gelöst haben und deren Protagonist*innen dadurch Ausbildung, berufliche
Zukunft und ihre Freiheit riskiert haben. Das Ablehnen gesellschaftlicher Strukturen ist dann gar nicht mehr einbaubar in Gesellschaftsideen. Wir beschreiben das ganz ausführlich im Artikel
„Polski Punk“ mit vielen Beispielen zu Punk (DEZERTER, TILT, MOSKWA...), Politik und Repressionen in Polen.
Darüber hinaus sprachen wir mit Alexander Pehlemann über dessen Spezialgebiet und der Erkundung der Underground-Szenen in Mittel- und Osteuropa.
Des Weiteren unterhielten wir uns sehr ausführlich mit Lutz Schramm über den Magnetbanduntergrund in der DDR, über seine
Zeit bei DT64, seiner Radiosendung „Parocktikum“ und über die „anderen Bands“.